Jesuiten 2017-3

Wie dialogfähig ist unsere Gesellschaft? Pegida und die Herausforderung des Rechtspopulismus Gesellschaft und Medien scheinen sich einig zu sein: Pegida ist ein lokales Phänomen – menschenverachtend, religions- und fremdenfeindlich. Es handelt sich um eine Gruppe, „die die Uhren im modernen Deutschland stoppen will“. Man höre „Parolen, die an die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte erinnern“, weil „der Wutbürger fürchtet, sein Land zu verlieren“. Die wissenschaftlichen Institute und Kultureinrichtungen Dresdens fürchten um den Ruf ihrer Stadt. Schon wer mit Pegida den Dialog sucht, wertet den Rechtsextremismus auf. Aber wie ist es zu verstehen, dass 25.000 Menschen auf die Straße gingen und den „Rattenfängern“ folgten? Pegida fand ihren Anfang nicht in der Asyldebatte, sondern war eine Reaktion auf Solidaritätskundgebungen für die in Deutschland verbotene PKK. Die zeitgleich stattfindende Asyldebatte führte allerdings dazu, dass die montäglich seit Mitte Oktober 2014 organisierten Spaziergänge in der Dresdner Bevölkerung schnell Resonanz fanden. Die Teilnehmerzahl wuchs in wenigen Wochen auf mehr als 25.000 an. Gegenwärtig ist eine Gruppe von ca. 2.500 Demonstranten übriggeblieben, die sich immer noch regelmäßig trifft, sich aber zunehmend radikalisiert hat. Als Moderator der „AG 13. Februar“, einer Arbeitsgemeinschaft der Stadt, die versucht, mit der Organisation einer Menschenkette dem rechtsextremistischen Missbrauch des Datums der Zerstörung der Stadt 1945 zu begegnen, hatte ich Pegida von Beginn an registriert. In der Sitzung am 13. November 2014 informierte die Oberbürgermeisterin über eine angemeldete Demonstration der „Besorgten Eltern“, einem Bündnis gegen liberalen Sexualkundeunterricht. Reden würde der Rechtspopulist Jürgen Elsässer. Außerdem wurde über Pegida berichtet, die noch relativ unbedeutend drei Spaziergänge abgehalten hatte. Gegen die „Besorgten Eltern“ wollten die anwesenden Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Vereinen etwas unternehmen. So gab es am 15. November dann zwei Veranstaltungen, die schnell zu einer großen vor der Bühne der „Besorgten Eltern“ zusammenflossen. Elsässer begrüßte alle Anwesenden mit dem Satz: „Schön, dass Sie in Dresden wieder die Montagsde- 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n SEPTEMBER 2017 n POLARISIERT Wir müssen miteinander reden, wir haben ein Problem!

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