Jesuiten 2017-3

monstrationen installiert haben!“ Danach schaukelte sich das Demonstrationsgeschehen schnell auf. Am 15. Dezember kamen mehr als 15.000 zu Pegida. Die Hoffnung, dass aufgrund der Weihnachtszeit und der Witterung die Demonstrationen versiegen würden, wurde nicht erfüllt. In dieser Situation beschloss ich, mit den Demonstranten ins Gespräch zu kommen. An drei aufeinanderfolgenden Abenden lud ich zu Veranstaltungen ein. Erwartet wurden zwischen 50 und 150 Teilnehmern. Es kamen jeweils mehr als 500. Das für mich Erstaunlichste war, dass im Publikum jene waren, die ich seit mehr als 30 Jahren aus den Kultureinrichtungen der Stadt kenne. Ein Drittel bekannte sich dazu, dass sie zu Pegida gingen, und die jüngeren Leute dazu, dass sie dagegen waren. Nachträglich bin ich gefragt worden, ob wir Polizeischutz erhalten hätten. Im Gegenteil, die Veranstaltungen verliefen äußerst friedlich, es wurde lange diskutiert und im Anschluss kamen jeweils 60 bis 70 Personen zu mir mit der Aufforderung: „Wir müssen miteinander reden, wir haben ein Problem!“ Eine Gesellschaft, die ihre Dialogfähigkeit verliert, verliert ihre Demokratiefähigkeit. Wir haben doch schon größere Spannungen ausgehalten, warum irritieren uns jene so stark? Liegt es daran, dass unsere Narrativ der offenen, kulturell indifferenten, pluralen, sexuell und religiös beliebigen Gesellschaft infrage gestellt wird? Joachim Klose 3 JESUITEN n SEPTEMBER 2017 n POLARISIERT © jock+scott/photocase.com

RkJQdWJsaXNoZXIy MjIwOTIwOQ==