Jesuiten 2017-4

Entscheidung ist notwendig – eine neutrale Haltung der Indifferenz steht nicht zur Alternative. Schnell mag man dies mit der archaischen Vorstellungswelt wegerklären. Doch das Bild, das Wallace vom Menschen zeichnet, knüpft hier geradezu nahtlos an und legt es in unseren heutigen Kategorien und Worten offen dar. In seinen Überlegungen sucht Wallace eine Freiheit, die nicht von der gedankenlosen Standardeinstellung der Selbstzentrierung gehalten ist. Vielmehr müsse diese Freiheit von der notwendigen Aufmerksamkeit, Offenheit und Disziplin für die Mit-Menschen geprägt sein. Erst so eröffne sich die Bereitschaft jenseits des eigenen Interesses auch Opfer für sie aufzubringen. An diesem Punkt der Gestaltung der eigenen Freiheit entscheide sich die Wahrheit des menschlichen Lebens – denn die existentielle Wahrheit drehe sich um die Gestaltung des je persönlichen Lebens vor dem Tod. Die Wahl, die in den Akt der Anbetung grundlegend eingeschrieben ist, lässt sich immer wieder neu als Impuls verstehen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Einen Impuls sich einer mühsamen und herausfordernden Entscheidung zu stellen, da wir die Wahl unserer Perspektive immer wieder neu, immer wieder selbst treffen müssen. Wir wählen den Rahmen unserer möglichen Freiheit. Anbetung kann knechten – Anbetung kann befreien. Es ist die Arbeit einer Entscheidung, die scheitern und gelingen kann. Was wähle ich? Der Text von Wallace steht online unter www.metastatic.org/text/This is Water.pdf Clemens Kascholke SJ 13 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG

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