Jesuiten 2017-4

Üben „Am wichtigsten aber ist die ungebrochene Treue und die unverratene Anbetung“, hat Alfred Delp SJ im Gefängnis in Tegel geschrieben. Heute verwenden wir das Wort „Anbetung“ vor allem für die eucharistische Anbetung. Dabei hat der Begriff, z.B. bei Delp, eine umfassendere Bedeutung, die unser Verständnis bereichern kann. Anbeten ist, wie Bitten, Loben, und Klagen, ein klassisches „Motiv“ des Betens. In jeder Gestalt kommt eine Nuance deutlicher zum Vorschein. In Bitte, Lob, und Klage bringen wir konkrete Gegebenheiten unseres Lebens vor Gott. Wir bitten für das Wohlergehen von Angehörigen. Wir danken, wenn etwas gelungen ist, etc. Die Formen gleichen sich also darin, dass es immer ein bestimmtes Thema gibt, das wir in den Raum zwischen Gott und uns tragen. Man könnte sagen, Anbetung ist unmittelbarer. Sie bezieht sich direkt auf das Verhältnis, die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Schon das Wort „anbeten“ legt dies nahe, denn die Vorsilbe „an“ gibt oft eine Zielrichtung und Verstärkung an (wie in anflehen, an-kommen). Es geht nicht um eine Sache, die wir vor Gott bringen, sondern um unser Stehen vor Gott selbst. Guardini formuliert es in „Vorschule des Betens“ so: „Die Anbetung sagt: ‚Du bist Gott, ich bin der Mensch. Du bist der wahrhaft Seiende, aus dir selbst, wesenhaft und ewig, ich bin durch Dich und vor Dir. Der Sinn meines Daseins kommt mir durch Dich; ich lebe aus Deinem Licht, und die Maße meines Daseins sind in Dir.“ Wenn wir so versuchen, an Gott Maß zu nehmen, bemühen wir uns um eine Haltung der Anbetung. Wodurch ist nun das betende Schauen auf das ausgesetzte Allerheiligste besonders dazu geeignet, eine solche Haltung einzuüben? Zwei Ansatzpunkte können sein: Im Altarsakrament ist zu erahnen, welcher Art die Größe Gottes ist. Sie zeigt sich ja besonders rein in der Menschwerdung und Passion seines Sohnes Jesus Christus. Was wir in jeder Eucharistiefeier dankbar vergegenwärtigen, können wir bei der Aussetzung des Allerheiligsten wortwörtlich betrachten und zum Vorbild nehmen. Der Begriff „Aussetzung“ weist auf etwas Bedeutsames hin. Es ist wohl eine typisch menschliche Ansicht, zu meinen, dass das Kostbarste, das Heilige, vor Blicken geschützt werden muss. Es gilt sogar als gefährlich, das Heilige anzuschauen, sich ihm auszusetzen. Doch genau das geschieht bei 14 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG Es geht nicht um eine Sache, die wir vor Gott bringen, sondern um unser Stehen vor Gott selbst.

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