Jesuiten 2017-4

der eucharistischen Anbetung. Die Gottheit, zwar tiefverborgen, aber doch sichtbar, wird unseren Blicken ausgesetzt und gleichzeitig wir ihrer Gegenwart. Das verdeutlicht: Gott ist in dieser Welt erschienen und immer präsent, demütig unter der Brotgestalt. An dieser Größe sollen wir Maß nehmen. „Am wichtigsten ist die unverratene Anbetung“ – das heißt nach den vorherigen Überlegungen: die Ausrichtung auf Gott. Delp warnt im selben Text davor, vor Machthabern und ihren Götzen einzuknicken. Das Bewusstsein, dass Gott das Maß der Dinge ist, soll uns gänzlich prägen. Freilich geht das nicht von heute auf morgen. Üben ist auch im geistlichen Leben unerlässlich; die Geistlichen Übungen des hl. Ignatius sind ein prominentes Beispiel dafür. Die leibliche Ausrichtung auf den eucharistischen Leib Christi ist gleichermaßen Übung wie anfängliche Verwirklichung der Anbetungshaltung, die uns ganz erfassen will. Mit der Zeit kann sich das Übungsfeld immer weiter ausdehnen, die Anbetung im Gotteshaus soll ausstrahlen und Früchte tragen in der Anbetung in Geist und Wahrheit (vgl. Joh. 4,23ff). Der Weg des Übens endet erst, wenn wir Gott schließlich immer gegenüberstehen und sagen können: „Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.“ (Ps 16,8). Manfred Grimm SJ 15 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © suze/photocase.com

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