Jesuiten 2017-4

Ihn bereits an. Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an. Gott anzubeten ist gewissermaßen kein geistlicher Zusatz, der zu einem solch einfachen Beten noch irgendwie dazukommen müsste. Es reicht, dass ich jetzt ganz für Ihn und mit Ihm da sein möchte, nur mit Ihm. Und ich verstand, wie trostreich es ist, Jesus in der Gestalt des eucharistischen Brotes anzubeten. Denn in dieser zerbrechlichen Hostie, die doch die Fülle Gottes in sich barg, konnte ich mein Mühen erkennen, mich Gott zu nähern, immer anfällig für störende Gedanken und Rückenschmerzen. Der Große und Herrliche ist da im ganz Kleinen und Unscheinbaren. Auch im ganz und allzu Alltäglichen. Jean-Pierre de Caussade SJ (1675-1751) spricht vom Gnadenmittel oder Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks. Jeder Augenblick unseres Lebens ist geheiligt, weil Gott uns immer sucht, uns ansprechen, Seinen Willen zeigen will. Die Wahrnehmung dieses Geheiligtseins jedes Augenblicks treibt dazu an, den Alltag mit meinem Leben zu heiligen. Maria ist für de Caussade Vorbild eines ‚anbetenden‘ Menschen, der die Welt im Licht Seiner Gegenwart wahrnimmt und danach lebt. Das ist nichts Großes. Vielleicht gerät es deswegen leicht aus dem Blick. Und so tut es gut, jedes Jahr von Neuem mit den Königen zur Krippe zu kommen und anzubeten. Sebastian Maly SJ 17 JESUITEN n DEZEMBER 2017 n ANBETUNG © birdys/photocase.com

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