Jesuiten 2018-1

„Tue deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust bekommt, darin zu wohnen.“ Dieses oft zitierte Wort von Theresa von Avila soll am Anfang stehen. Es dient sowohl als Anregung wie auch als Leitfaden. Weniger geht es darum, wie eine Mystikerin, die voll von geistig-geistlichen Dingen erfüllt ist, die zudem die „Launen des Leibes“ bestens kennt und auch bekämpft, wie eine solche Frau für die Rechte des Leibes eintritt. Nicht dahin geht das leitende Interesse, vielmehr auf den Inhalt des Rates selbst. Der Ratschlag, dem Leibe gut zu sein, verrät vorerst ein großes Wissen darüber, wie Leib und Seele miteinander verbunden sind. Zwei Wirklichkeiten, die verschieden, ja gegensätzlich sind, werden im Menschen zueinander geordnet; ja noch mehr, sie durchdringen einander zu einer „gegenstrebenden Harmonie“, so eng und fest, dass jede Regung, sei es die des Leibes oder der Seele, sich auf das Ganze auswirkt. Etwa so: Wo wir dem Leibe etwas Gutes tun, ihm Bewegung oder frische Luft gönnen, da profitiert auch die Seele davon, genauer noch, unser ganzes Dasein. Wir fühlen uns nach solchen Kuren besser in der eigenen Haut. – Aber auch das Gegenteil gilt: Wo wir den Leib missachten oder gar quälen, da leidet alles an uns. Es tritt mich jemand auf den Fuß, da schreit nicht mein Fuß, sondern ich, der Mensch mit Leib und Seele. Nun aber: Nicht bloß wirkt der Leib auf die Seele, sondern auch umgekehrt. Wir leben, aufs Ganze gesehen, nicht bloß von außen nach innen, sondern auch von innen nach außen. Unsere Gedanken, überhaupt geistige und geistliche Tätigkeiten, auch noch die Träume, schwingen in unseren Leib hinein und prägen ihn. Sie kommen in ihm zum Ausdruck, im Leibe ganz allgemein, im Gesicht, dem „Spiegel der Seele“, insbesondere. Mögen diese geistigen Gebilde noch so verschwommen oder abstrakt sein, sie wirken sich, wenn auch oft kaum sichtbar, im Leibe aus. Konkret, wenn auch subtil: In der Art und Weise, wie wir uns im Leib bewegen, wie wir ihn nähren und ihn kleiden, in seiner Wohlgestalt und Harmonie… je nachdem. Leib und Seele, eine Seinsmäßige Einheit! Was dem Leib an Gutem zukommt, ist für die Seele von Vorteil, für den ganzen Menschen. Nicht bloß für sein psychisches Wohlsein, seine innere Harmonie und Ausgeglichenheit, sondern auch – das ist das Neue – für seinen Glauben an Jesus Christus. Der Leib nämlich, so der heilige Paulus, ist nicht bloß eine Stätte der Seele, sondern auch Wohnung des Heiligen Geistes: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, und den ihr von Gott habt“ (1 Kor. 6,19). Deshalb der doppelt begründete Ratschlag, zum Leib gut zu sein, ihn zu lie- 22 JESUITEN n MÄRZ 2018 n KÖRPER GEISTLICHER IMPULS

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