Jesuiten 2018-2

Ignatianisches Schul-Profil – die mission neu buchstabieren Blickt man Jahrhunderte zurück, wird man festzustellen, dass von der ehemals dominierenden Stellung, welche die Kirchen im Schulwesen innehatten, heute nur noch bescheidene Reste übrigge- blieben sind. Neben dem Religions- unterricht und der Schulpastoral an öffentlichen Schulen gehören dazu die Schulen in konfessioneller Trägerschaft, einschließlich der ignatianisch geprägten Schulen. Diese wurden jüngst als „Orte anspruchsvoller Bildung“ und hoher pädagogischer Qualität durch eine Studie des Heidelberger Sinus-Instituts eindrucksvoll bestätigt. Teilweise liegen solche Schulen in der ‚Diaspora‘. Konfes- sionelle Schulen repräsentieren und reproduzieren keine konfessionellen Milieus mehr. Inzwischen liegt ihre ‚Mission‘ woanders. Etwas steil formuliert, kann sie als ein „Zeichen der Präsenz Gottes“ (GS 11) verstanden werden – ein Zeichen, ein besonderes von vielen! Befund der Sinus-Studie war allerdings, dass die ignatianischen Schulen nicht von allen Befragten als ein solches Zeichen erlebt werden, nicht einmal als ‚Fragezeichen‘. Dass dort nämlich ‚die Frage nach Gott wachgehalten‘ wird, können nur wenige (42%) Schüler bestätigen. Zur Profilierung dieses Zeichens dürfte es nicht hinreichend sein, an der Schule eine neue ‚Stelle quasi für symbolische Gottespräsenz‘ einzurichten (Ausbau- strategie); oder diese Aufgabe an die Religionslehrer abzutreten (Delegationsstrategie), gar an die verbleibenden Geistlichen (Repräsentationsstrategie), also an die auf dem „Gottestrip“ (Friedhelm Mennekes). Das Zeichen der Präsenz Gottes lässt sich auch nicht per Diktat durchsetzen. Es findet nur Akzeptanz, wenn es kommunikativ erarbeitet wird. Dieses Zeichen hat viele Facetten und müsste von allen an der Schule Beteiligten kreativ durchbuchstabiert werden – auch und gerade angesichts der wachsenden religiös-weltanschaulichen Pluralität unter den Lehrkräften, Schülern und Eltern. Auch die Katholik*innen unter ihnen sind spirituell heterogener als in einer einfältigen Konsensfiktion oft unterstellt wird. Eine katholische Identität gibt es nur im Plural und in Dauerreflexion. In einer Verschränkung von Traditions- und Partizipationslogik müsste situativ eine Art ‚ABC der Ignatianischen Pädagogik‘ entfaltet werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: In einem solchen ‚ABC‘ ist dem Buchstaben „G“ für „Gerechtigkeit“ eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, ist sie doch einerseits ein zentrales Attribut Gottes und ein zentraler Aspekt der Ignatianischen Pädagogik. Andererseits halten sie knapp die Hälfte der befragten Schüler*innen 20 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2018 n IDENTITÄT

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