Jesuiten 2018-2

Die Ich-AG in einem Team sucht Liebe und Anerkennung Seit über 20 Jahren bin ich Fußballtrainer, noch besser – ein sogenannter FußballLehrer. Ich habe viele Junioren- und Profiteams gecoacht und mir oft die Frage gestellt, ob diese ‚prominenteste‘ Sportart der Welt eigentlich eine Mannschafts- oder eine Individualsportart ist. In der Sportwissenschaft ist die Antwort klar: ein Teamsport. Doch habe ich im Laufe der Jahre Spieler beobachtet, die sehr stark ihre eigenen Interessen verfolgen, anstatt sich im Team unterzuordnen. Sicherlich auch eine gesellschaftliche Frage, da man heute im Leben und Sport eben kämpfen, die Ellenbogen gebrauchen muss – vielleicht sogar seine Mitspieler gar nicht sehen darf! Fußball ist auch eine Ich-AG-Fabrik geworden. Doch Fußball spielen Menschen gerade, weil sie das Team brauchen – sie bekommen Anerkennung, Lob, ein Lächeln und eine Umarmung, wenn sie ihren Job / ihr Hobby positiv gestalten. Und sie geben Liebe zurück. Der Fußballspieler ist einerseits auf sich fokussiert und zugleich fremdgesteuert durch Fans, Mitspieler, Gegenspieler, Schiedsrichter, Trainerteam und Bankkonto. Am Ende des Tages wollen Fußballspieler Bestätigung und Liebe. Daher spielt das positive Coaching durch Trainer und Mitspieler eine wichtige Rolle. Eine gute Gemeinschaft trägt viele Spieler – in dieser harten Macho-Welt des Fußball wird umarmt, getätschelt, gestreichelt, geküsst und zärtlich an den Kopf gefasst. Auch aus diesem Grund spielen wir Fußball – unabhängig von Prestige, Geld und Karrieregelüsten. Wie weit darf man im Fußball auch ein EgoShooter sein? Identität im Fußball baut auf Hingabe und Respekt auf (Mannschaft und Individuum). Wenn sie nicht beides erfahren (etwa bei Niederlagen), fliehen viele Fußball-Leute in die Einsamkeit. Im schlimmsten Fall können Spieler an Nicht-Liebe und Nicht-Gemeinschaft zerbrechen, besonders, wenn sie den Begriff RESPEKT überstrapazieren. Identitätssuche zwischen Individualität und Mannschaft. An einem plastischen Beispiel ist Fußball zu entlarven – bei einem Tor rennt der jeweilige Torschütze weg, jubelt dann mit einem unsichtbaren Herz, streckt seine Hände zu Gott aus oder zeigt auf seinen Namen – er zeigt auf sein egoistisches ICH. Die Mannschaft rennt dann zumeist zu ihm, holt ihn wieder zum Team zurück und zeigt ihm damit – gib uns LIEBE und wir geben dir LIEBE! Fußball ein Biotop für Identitätssuche und Identitätsfindung … oder einfach nur schön! Peter Hyballa SCHWERPUNKT 4 JESUITEN n JUNI 2018 n IDENTITÄT

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