Jesuiten 2018-3

Religiöse Heimat – eine Fuchshöhle? Ein Blick ins Neue Testament! Die Auskünfte zum Thema „Heimat“ sind nicht gerade freundlich. Ein gutwilliger Schriftgelehrter, der sich durchaus vorstellen kann, sich Jesus anzuschließen, wird mit einer ernüchternden Antwort stehen gelassen. Ihm wird deutlich gemacht, was er zu erwarten hat: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ (Mt 8, 20). So, wie Jesus ohne bleibende Stätte ist, so auch diejenigen, die später in seinem Geiste leben. Sie verstehen sich als vaterlandslose Gesellschaft, deren „Heimat im Himmel ist“ (Phil 3,2) und die sie in der Zukunft suchen (Hebr 13,14). Mag diese Auskunft unseren tief empfundenen Wunsch, irgendwo zu Hause zu sein, brüskieren und enttäuschen, so müssen wir ihr doch Recht geben. Wir sind, wenn wir es ehrlich bedenken, nicht Hiesige, sind nicht von hier. Die Erfahrungen lehren uns, dass wir hier in dieser Welt nicht sehr zu Hause sind. Wir wissen es schmerzlich, zumindest zeitweise oder stundenweise: Die Heimat, nach der wir uns sehnen, sieht anders aus, als was uns hier an Geborgenheit gegeben ist. All dies mit einer Einschränkung: Bei aller Hoffnung auf eine Heimat im Himmel gibt es Orte, wo wir zwischenzeitlich zu Hause sind, Unterstände für Pilger; es sind dies vor allem Menschen, bei denen wir, wenn auch kurz, doch so etwas wie Heimat erfahren. Kannte nicht auch Jesus solche Fuchshöhlen? War Bethanien mit seinen freundlichen Bewohnern nicht auch ein Stück Heimat für ihn, eine Gastfamilie, wo er zu Tische sitzen konnte, mit Lazarus zusammen, den er ausdrücklich seinen Freund nennt (Joh 11,7; 11,11)? Damit ist ein entscheidendes Stichwort gegeben: Freundschaft als Heimat. Eine vorzügliche Beziehung, die in sich die Kraft hat, ein Stück Geborgenheit zu schenken. Sie versichert, schützt und bewahrt. Wie sehr eine Freundschaft ein Geschenk ist, so sehr ist sie nicht einfach ein für alle Mal gegeben, muss gewollt und gepflegt werden. Für Freundschaft muss man Zeit haben, wenn man will, dass sie uns ein Stück Heimat bleibt. Ein Wort von Aristoteles ist in diesem Zusammenhang bedenkens22 JESUITEN n SEPTEMBER 2018 n DIE WELT – UNSER HAUS GEISTLICHER IMPULS Die Erfahrungen lehren uns, dass wir hier in dieser Welt nicht sehr zu Hause sind.

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