Jesuiten 2018-3

Hineinwachsen in die weltweite Gesellschaft – Tertiat Die Welt in einem Haus. Nach 13 Jahren als Jesuit, brach auch ich auf zum letzten Ausbildungsabschnitt eines Jesuiten: dem Tertiat (Siehe Kasten). Dafür gehen so gut wie alle ins Ausland, damit wir die Internationalität des Ordens nicht nur als Gruppe, sondern auch geografisch erfahren. Mein Ziel war Melbourne/Australien. Dort im Haus der Jesuiten war wirklich die Welt zu Hause. Neun Jesuiten begannen dort im Januar 2016 ihr Tertiat. Wir kamen aus den USA, Jamaika, Brasilien, Philippinen, Italien, Deutschland, Malaysia, Vietnam und Japan. In dieser Zeit knüpft man internationale Freundschaften. Dort lernte ich auch Jun Nakai SJ aus Japan kennen. Gemeinsam erinnern wir uns an die Zeit in Australien. Holger Adler: Als ich in Australien ankam, hatte ich nicht das Gefühl, fremd zu sein. Wie ging es dir? Jun Nakai: Eigentlich genauso. Unser Tertiatsbegleiter, Pater Steven Curtin, hat uns sofort zu Hause fühlen lassen. Das war eine schöne Erfahrung. Er hat betont, dass das Tertiat die Schule der Liebe sei. Das Verhältnis von Freizeit und unseren Arbeitssitzungen war sehr ausgewogen, sodass wir die Zeit nutzen konnten, für Freundschaften, aber auch für Ausflüge oder stille Momente. Wir haben uns als Gruppe schnell gefunden und sind sehr gut miteinander ausgekommen, wenn wir mal von persönlichen und normalen Spannungen absehen. Was war für dich schwierig? Holger Adler: Am Anfang waren die unterschiedlichen Aussprachen der englischen Sprache sehr schwer für mich. Wobei mein German-English bestimmt genauso schwer war für die anderen. Aber mir wurde schnell klar, wie wichtig eine gemeinsame Sprache ist, um miteinander zu leben und sich austauschen zu können. Spannend und neu war für mich, wie herzlich, warm und mitbrüderlich die australischen Jesuiten miteinander sind und sich umeinander kümmern. Wir Nordlichter sind da oft etwas kühler und sachlicher. Aber mir hat das gutgetan und ich habe das mitgenommen. In der Zeit in Australien hat für mich Nadals Satz „Die Welt ist unser Haus“ Leben bekommen. Inzwischen bedeutet er mir wirklich viel. Jun Nakai: Für mich ist dieser Satz sehr herausfordernd. Wir neigen doch alle dazu, uns auf das zu konzentrieren, was wir an einem bestimmten Ort tun, und verlieren die Weitsicht. Sich an die Freunde in der Welt zu erinnern und mit ihnen verbunden zu sein, da wird eine Kraft spürSCHWERPUNKT 4 JESUITEN n SEPTEMBER 2018 n DIE WELT – UNSER HAUS

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