Jesuiten 2018-4

Peter Faber – Schlüssel zu Papst Franziskus Wie an einer Perlenkette aufgereiht liegen die linksrheinischen Städte Speyer, Mainz und Köln mit ihren prächtigen Domen. Doch als Ignatius von Loyola seinen frühen Gefährten Peter Faber (1506-1546) nach Deutschland entsandte, um dort pastoral zu wirken, war die politischreligiöse Gemengelage alles andere als prächtig. Warum schätzt Papst Franziskus ihn in unserer Zeit so hoch, dass er ihn im ersten Jahr seines Pontifikats zur Ehre der Altäre erhob und ihn am 17. Dezember 2013 heiligsprach? Es hat mit dem Memoriale, dem geistlichen Tagebuch, zu tun, das Peter Faber verfasste, als er um 1543 den Mainzer Kurfürsten beriet, dem jungen Petrus Canisius Exerzitien gab und in Köln das erste Jesuitenhaus gründete. Bald fünfhundert Jahre später starb, fast ebenso jung wie Faber, der vielseitige jesuitische Denker Michel de Certeau (1925 -1986), der das Memoriale in der Mitte des 20. Jahrhunderts neu bekannt machte. Certeaus Interesse an Faber und seiner mystischen Ader teilte auch Pater Bergoglio, der in Argentinien für eine spanische Übersetzung sorgte. Im Tagebuch gibt Faber zu erkennen, was ihn antreibt. So bittet er um die Gnade, „Diener und Helfer Christi des Erlösers zu sein, Christi des Helfers, des Retters, des Heilands, Befreiers, Beschenkers“ (Memoriale 151). Der friedliebende und reformerische Faber wurde für Jorge Mario Bergoglio als Jesuit und als Papst zum humanen und geistlichen Vorbild. Sicher waren es einfache Dinge wie seine Frömmigkeit, seine Disponibilität für Aufgaben zwischen Portugal, Italien und Deutschland, und seine kontextuelle Gebetsweise für die Anderen, ob für Christen, Juden, Türken oder Heiden. Sein Gebet galt den Verantwortungsträgern der Zeit, Papst, Kaiser und Königen; aber auch „Luther, der Sultan, Butzer und Philipp Melanchthon“ zählen dazu (Memoriale 25). Die ganze Ökumene hatte er im Blick, wenn er für die Hauptstädte der gespaltenen Christenheit betet, für Moskau und Konstantinopel (Orthodoxie) und für Wittenberg und Genf (Protestantismus). Neben Gebet und Ökumene arbeitete er an der eigenen Reform und der des Klerus, im Vertrauen auf die Unterscheidung der Geister und die Kraft der Exerzitien. All das hat auch den Papst bewegt, nicht zuletzt das offene mystische Denken Fabers, eine Erfahrung, durch die es ihm vergönnt war, „die Gegenwart Gottes zu erfassen“ (Memoriale 319). Michael Sievernich SJ 9 JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER © Gortincoiel/photocase.com

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