Jesuiten 2018-4

Neuanfang In der Gruppe der Gefährten, aus denen sich die Gesellschaft Jesu entwickeln sollte, kam Peter Faber eine Sonderrolle zu. Er war der einzige Priester und stand der Messe auf dem Montmartre vor, in welcher die Gefährten die Gelübde der Keuschheit, der Armut und der Absicht einer Pilgerfahrt ins Heilige Land ablegten. Durch die Begegnung mit Ignatius und die Erfahrung der Exerzitien hat sich das Leben für Peter Faber grundlegend verändert. Er, der schon fertig ausgebildet war, fing neu an. Das gilt auch für viele Novizen, die heute in den Orden eintreten. Viele von uns haben bereits ein Studium, eine Ausbildung abgeschlossen und beginnen noch einmal von vorne. Auch ich hatte bereits mein Theologiestudium beendet, als ich Jesuit wurde, wodurch sich die ordenstypische Ausbildungsphase deutlich verkürzte. Vielleicht lag ein Grund für die Entscheidung, mich zu einem Aufbaustudium nach Rom zu senden, auch darin, dass ich so eine internationale Ausbildungskommunität kennen lernen konnte. So entdeckte ich eine neue Seite des Ordens. Zunächst war mir nicht ganz klar, was ich an dem neu gegründeten Centro San Pietro Favre der Universität Gregoriana studieren sollte. Als eine Mischung aus Theologie, Spiritualität und Psychologie wurde der Studiengang umschrieben. Um was es dann tatsächlich geht, wurde mir schon am ersten Tag klarer. Wir begannen das Studium mit 46 Studierenden, von denen zwölf Ordensschwestern sind, die anderen Ordensbrüder, Seminaristen und Diözesanpriester. Nie zuvor habe ich in einer so kirchlichen Gruppe studiert – aber auch noch nie in einer so internationalen. Aus allen Kontinenten kamen wir, wobei Australien nur durch einen Maristen vertreten war und wir auch nur drei Europäer waren – ein Italiener, ein Kroate und ich als Deutscher. Die Gruppe verdeutlicht, was das größte Potential und häufig eine Herausforderung des Centro ist: Welche Werte und Ziele sind uns wichtig und wie stark sind diese durch unser kulturelles Umfeld geprägt? Welche Vorstellung haben wir von Kirche und lebendiger Gemeinschaft? Was ist unsere Aufgabe in der heutigen Welt? Diese und ähnliche Fragen haben wir immer wieder diskutiert und so andere Perspektiven kennengelernt. Trotz aller Grenzen der Verständigung konnten wir falsche Selbstverständlichkeiten 16 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER Er, der schon fertig ausgebildet war, fing neu an. © zettberlin/photocase.com

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