Jesuiten 2018-4

Peter Faber und seine Zeit Er ist nur 40 Jahre alt geworden, der erste Jesuit, der in Deutschland wirkte, und gleichzeitig der erste Jesuiten-„Pater“ über- haupt: Denn im Kreis der sieben Gefährten um Ignatius, die am 15. August 1534 in einer Kapelle auf dem Montmartre bei Paris die ersten Gelübde ablegten, war er der einzige Priester, der während der Messe ihre Gelübde entgegennahm. Savoyarde von Herkunft, hatte er in Paris studiert und dort Ignatius und Franz Xaver kennengelernt. Von 1536 an bis zu seinem frühen Tod wechselten sich die Stationen seines Lebens und Wirkens in rascher Folge ab. Die insgesamt 26 Monate, die er von 1540 bis 1544 mit Unterbrechungen in Deutschland weilte, beginnen nicht mit einer bewussten Sendung in das Kernland der Kirchenspaltung, sondern eher zufällig: In Begleitung des kaiserlichen Gesandten Ortiz, mit dem er eigentlich nach Spanien reisen sollte, verschlägt es ihn zu den Religionsgesprächen in Worms und Regensburg. 1542/43 wirkt er erst in Speyer, dann in Mainz und schließlich – von dem Kartäuserprior Gerhard Kalckbrenner gerufen – in Köln. Nach seinen Stationen in Deutschland durchreiste er Spanien und Portugal, bis er schließlich 1546 den Ruf erhielt, als päpstlicher Theologe am in Trient begonnenen Konzil teilzunehmen. Allerdings starb er zwei Wochen nach seiner Rückkehr in Rom. Die Situation in Deutschland um 154044: Es war die Zeit sowohl vor dem Konzil von Trient wie vor dem Schmalkaldischen Krieg. Die protestantische Front, politisch im Schmalkaldischen Bund und religiös in der Confessio Augustana geeint, hatte an Härte und Geschlossenheit gewonnen; dennoch sind die Grenzen zwischen den „Religionsparteien“ territorial und konfessionell noch in vieler Hinsicht offen. Es ist noch die Zeit der offiziellen „Religionsgespräche“ von Worms und vor allem in Regensburg; die Gegensätze scheinen noch überbrückbar. Die Trennung der Konfessionen, die „Konfessionsbildung“, wie man heute sagt, war noch keineswegs abgeschlossen. Faktisch bedeutete dies jedoch fast durchweg einen eindeutigen Sog zum Luthertum hin, das die größere Dynamik und Faszination entfaltete, während auf katholischer Seite Unsicherheit, Mutlosigkeit und Verzweiflung an der Zukunft der eigenen Sache um sich griffen. Es ist die Zeit der „Religions- gespräche“, die Gegensätze scheinen noch überbrückbar. 2 SCHWERPUNKT JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER

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