Jesuiten 2018-4

Eine besonders prekäre Situation bestand in Köln. Dass hier einerseits die Rahmenbedingungen besonders günstig waren, ging auch Peter Faber auf: Bürgerschaft, Universität und Domkapitel waren fast geschlossen einig, katholisch zu bleiben. Aber dies geschah gegen den eigenen Kurfürst, den Erzbischof Hermann von Wied. Dieser war noch von der Hoffnung auf eine kirchliche Einigung mit den Protestanten beseelt, aber weder theologisch noch pastoral der Sache gewachsen und zudem vom naiven Glauben an einen „Kölner Sonderweg“ erfüllt. Er hatte auf eigene Faust ein Reform- und theologisches Vermittlungsprogramm entworfen, das jedoch wegen seiner Verschwommenheit auf scharfe Ablehnung stieß. Faktisch wäre es auf die Protestantisierung des Erzstifts und damit des ganzen westfälischen und rheinischen Deutschlands hinausgelaufen. Nach jahrzehntelangem Ringen lautete die Frage: Militärische Lösung oder Dialog? Für Kaiser Karl V., einen Politiker, der in komplexen Zusammenhängen dachte, war dies kein Gegensatz; er wollte vielmehr beides miteinander verzahnen: erst militärische Niederringung des Schmalkaldischen Bundes, dann Religionsgespräche mit dem Angebot akzeptabler Kompromisse und dies auf dem Konzil in Trient. Dieses hatte am 13. Dezember 1545 auf seinen Druck hin begonnen, als klägliches Häuflein von 25 Erzbischöfen und Bischöfen und sechs Ordensgenerälen – und davon sollte die weltgeschichtliche Antwort auf die Reformation ausgehen! Der Kaiser wollte ein Unionskonzil mit den Protestanten. Deshalb musste das Konzil „in deutschen Landen“ stattfinden; Trient war selbständiges Fürstbistum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches, noch mehrheitlich deutschsprachig und für alle konsensfähig. Die Rechnung des Kaisers sollte nicht aufgehen, trotz seines späteren Sieges über den Schmalkaldischen Bund; für eine kirchliche Union war es zu spät. Das Konzil von Trient jedoch, zu dem Faber als ausgewiesener Experte für die reformatorischen Theologien und die kirchliche Situation in Deutschland geladen worden war, wurde trotz seines verspäteten und dann noch kläglichen Anfangs zum Angelpunkt einer zwar langwierigen, aber doch auf Dauer durchgreifenden kirchlichen Reform und eines neuen katholischen Selbstbewusstseins. Sein Orden wurde hierfür ein wichtiger Akteur. Klaus Schatz SJ Das Konzil von Trient als Angelpunkt einer Reform. 3 JESUITEN n DEZEMBER 2018 n DAS CHARISMA DES PETER FABER

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