Jesuiten 2019-2

5 JESUITEN n JUNI 2019 n KIRCHE DER FRAUEN Anklagepunkten der Kurie gegen Mary Ward wurde der Vorwurf der Vermittlung der lateinischen Sprache, des Theater Spielens und der Rhetorik erhoben. Dank ihrer Beharrlichkeit und ihres Gottvertrauens, das Mary Ward auch an ihre Mitschwestern und Nachfolgerinnen weitergab, hielt ihr Lebenswerk Rückschlägen stand. Die von ihr gegründeten Schulen hatten Zukunft, einfach, weil sie gut waren, so gut, dass die Mary Ward-Schwestern dann im 17. und 18. Jahrhundert gefragte Schulfrauen wurden, die 1752 schließlich auch nach Mainz gerufen wurden. Die Maria Ward-Schulen haben Wandlungen und Entwicklungen durchgemacht. Damit beschäftigte sich 2008 Melissa Schuh, die in ihrer Facharbeit an der Mainzer Maria Ward-Schule dem Thema „Erziehung in der Tradition der Maria Ward“ nachging und den ersten Preis gewann beim Wettbewerb des Bistums Mainz „Frauenbild – Frauenbildung: 100 Jahre Abitur für Mädchen“, der an die preußische Mädchenschulreform von 1908 erinnerte. Sie schreibt: „Bei aller Veränderung ist die Maria Ward-Schule jedoch nie von der Basis ihrer Grundsätze abgerückt und sich so treu geblieben. Mädchen und ihre Fähigkeiten auszubilden und zu fördern blieb über 250 Jahre lang, ganz im Sinne Maria Wards, das Kernziel der Schule, die auch durch die Zeiten die christlichen Grundwerte im ,Menschsein für andere‘ bewahrte.“ Auch die heutige Generation von Schülerinnen sieht dieses Erbe. Die Idee der Gleichberechtigung kommt für sie in der Förderung der MINT-Fächer zum Ausdruck, sie sehen den Wert der Persönlichkeitsentwicklung, die für sie noch vor der Wissensvermittlung steht, viele betonen den respektvollen Umgang miteinander in der Schulgemeinschaft und schätzen den seit diesem Schuljahr Freitags eingeführten ignatianischen Wochenrückblick. Wichtig ist für sie, den Mitmenschen zu helfen, sich für andere einzusetzen, so wie am sozialen Tag im Juni 2019, an dem jede Schülerin sich eine „Arbeit“ sucht, deren Erlös an die Partnerschule der Maria Ward-Schwestern in Afrika geht. Es waren Ordensfrauen wie Mary Ward oder Angela Merici, die das Fundament zur Chancengerechtigkeit für Frauen in Kirche und Gesellschaft legten. Die Geschichte der Frauen in der Kirche ist ein Ringen um Anerkennung und Teilhabe, ein Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Andrea Litzenburger

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