Jesuiten 2019-3

nehmung des Islam und die Präsenz von Glaubensabweichlern thematisieren. Mit den Lizentiatsarbeiten müssen sich die Studenten nicht nur ein Faktenwissen zu einem Spezialgebiet aneignen, denn dazu bräuchten sie mich nicht, sondern lernen historische Quellen kritisch auszuwerten und sich mit dem aktuellen Forschungsstand vertraut zu machen. Zur größten Herausforderung werden für mich Doktoranden auf der Suche nach einem Thema. Die Situation italienischer Regionalarchive und deren Historiographie sind mir nicht geläufig. So suche ich den Kontakt zu Kollegen staatlicher Universitäten. Die Begegnungen sind herzlich und schaffen mir neue Heimat. Hoffentlich kommen die Studenten so auf eine fruchtbringende Fährte. Lange wird es nicht dauern, und sie werden als Nachwuchshistoriker mir neue Kenntnisse über ihre Diözese zur Zeit der Gregorianischen Reform, die Beziehungen eines Domkapitels zu den Stadtkommunen oder den Wandel des päpstlichen Herrschaftsanspruchs auf Sizilien im Hochmittelalter vermitteln. Klar ist: Ein Zurück nach St. Gallen wird es für mich nicht geben. Manchmal kann ich in den Vorlesungen ein Manuskript zeigen. Aber an meinem veränderten Blick auf das Mittelalter muss ich noch arbeiten. Mein Schulfreund hat Recht bekommen – beim nächsten Klassentreffen muss ich mit ihm reden! Paul Oberholzer SJ 3 JESUITEN n SEPTEMBER 2019 n WISSENSCHAFTLER Collage © KariHoglund iStock.com

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