Jesuiten 2020-1

Es gibt auch nach dem Missbrauch ein gutes Leben in Nahverhältnissen, auch in seelsorglichen. Diese prinzipiell unter Verdacht zu stellen ist theologisch falsch. Die Sehnsucht nach Nähe ist auch die Sehnsucht Christi: „Mit großer Sehnsucht habe ich mich danach gesehnt, das Paschalamm mit euch zu essen.“ (Lk 22,15) Mit der Missbrauchserfahrung im Rücken lassen sich die Geister allerdings besser unterscheiden: Achtsame Nähe von unachtsamer Nähe; achtsame Distanz von unachtsamer Distanz; Distanz, die Nähe ermöglicht, von Distanz, die mit Gewalt zurückstößt; Nähe, die Distanz zulässt, von Nähe, die keine Distanzen erträgt. Das ist dann auch geradezu ein Programm, um angemessen von Gott zu sprechen – und von Christus als seinem Bild und zugleich dem Urbild des achtsam kommunizierenden Menschen. Klaus Mertes SJ 15 JESUITEN n MÄRZ 2020 n MACHT © Bruno Kurz, Nordierscher Abend (2019)

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