Jesuiten 2020-2

Auf der anderen Seite kann man sich keine Kirche ohne Gemeinden vorstellen. Sonst degeneriert die Heilsanstalt mit ihren prunkvollen Heilsstätten zum Heilsbetrieb mit einem bigotten Heilstourismus. Die Kirche lebt aus den Gemeinden. Die sakrale Ordnung beruht auf der Zeugenschaft des gemeinsamen Glaubens. Jede heilige Messe ist Ausdruck dieser Spannung. Es steht niemand an der Tür und fragt einen, woher man komme und was man treibe. Jede und jeder und jede Person, die sich nicht auf ein Geschlecht festlegen will, ist willkommen, auch wenn man nicht mehr so genau weiß, wann man aufstehen und wann man sich hinknien soll. Man wird ganz automatisch Teil des Kults und fragt sich vielleicht bei der Predigt, ob man das alles wirklich glaubt, was man da mitgesungen und mitgebetet hat. Dann schaut man womöglich beim Zeichen des Friedens den Nachbarn neben sich, vor sich und hinter sich in die Augen und ist verwundert darüber, dass man mit diesen fremden Menschen eine Gemeinschaft der Gläubigen bildet, die so tut, als ob sie die Worte verstünde, die der Priester da vorne sagt. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Heinz Bude 7 JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER] © Christian Huhn Kreuzeskirche in Essen

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