Jesuiten 2020-2

SCHWERPUNKT Meine Kirche und der Berg Es gibt viele Kirchenbilder. Mein Zugang dabei ist das Bergwandern. Ich sehe die Gruppe, die zum Gipfel will. Sechs Aspekte können (Vor-)Bild für Kirche sein. 1. Verantwortung übernimmt, wer kompetent ist. Jede Gruppe braucht Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen. Mal ist es eine ältere Frau, die den Weg kennt, mal ein junger Mann. Geschlecht und Alter interessieren nicht – entscheidend ist, wer jetzt kompetent ist, die Gruppe zu leiten. Beim nächsten Berg wird jemand anders übernehmen. So bleiben alle auf Augenhöhe. 2. Alle müssen zum Austausch bereit sein. Nur weil eine Person vorangeht, heißt das nicht, dass alle anderen vom Mitdenken entlastet sind. Mitdenken, zuhören, mitreden sind beim Wandern unverzichtbar! Wer nicht alle Wege kennt, entdeckt manchmal neue. Zum Austausch bereit sein müssen ohnehin alle. Einsame Entscheidungen verbieten sich. Eine solche Leitung ist mehr mit sich selbst als mit der Gruppe beschäftigt und verliert die Sorgen und Nöte der Gruppenmitglieder aus dem Blick. Wenn das passiert, wird der Weg lang – und der Berg vielleicht sogar unbezwingbar. 3. Es gibt nicht den Weg und das Tempo. Große Wandergruppen teilen sich häufig auf – gerade dann, wenn es verschiedene Wege zum Gipfel gibt. Manche gehen lieber den einfachen Weg links um den Berg herum. Andere wählen den schattigen Weg rechts herum, mit Kletterstücken. Manche zügig, andere langsamer. Richtig oder falsch? Jeder Weg ist einfach anders. „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ (Papst Benedikt) Es gibt – beim Wandern und im Glauben – nicht den einen Weg. Was richtig ist, kann häufig nur jede*r für sich selbst beantworten. Und manchmal findet man den eigenen Weg auch erst im Gehen, nach einigen Kehren. 4. Pause machen! Wer vornewegläuft und nicht immer mal wieder auf die wartet, die etwas vorsichtiger ihren Weg suchen, ist unsolidarisch. Gerade dann, wenn die Gruppe sich für einen bestimmten Teilabschnitt in kleinere Gruppen aufteilt, ist es wichtig, später wieder miteinander Pause zu machen und innezuhalten. Wir sind immer noch eine Wandergruppe, eine Kirche – und das hört nicht auf, nur weil manche schneller und andere langsamer sind. 5. Man ist nie allein am Berg Am Berg gilt es nicht nur die eigene Gruppe zu sehen, sondern auch dieje12 JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER]

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