Jesuiten 2020-2

18 SCHWERPUNKT JESUITEN n JUNI 2020 n KIRCHENBILD[ER] Digitale Kirche als Brücke Ein Gespräch mit P. Bernd Hagendkord SJ Was ist digitale Kirche? Bernd Hagenkord SJ: Digitale Kirche gibt es nicht. Entweder es gibt Kirche oder nicht. Egal, ob digital, virtuell, im realen Raum, in kleinen oder großen Gruppen oder auch halbvirtuell, wenn eine Pfarrei zum Beispiel einen Newsletter verschickt. Es gibt verschiedene Spielformen. Durch Corona sind viele neue Formen entstanden als Versuche, das Evangelium in die digitale Welt zu bringen. Neue, nur digitale Angebote und Formen, um mit Menschen über digitale Wege im Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig werden analoge Formen, die körperliche Präsenz voraussetzen, einfach ins Netz übertragen – Messe als Livestream – damit Gemeinschaft entsteht. Hagenkord: Da wird Gemeinschaft überbrückt bis sie später wieder anders möglich ist. Die Überbrückung ist kein Problem, aber die Formen müssen auch anbietbar sein. Genau wie eine Liturgie ordentlich gefeiert werden will, muss sie auch ordentlich übertragen werden. Gemeinschaft wird überbrückt, aber entsteht nicht. Was braucht es, damit digital auch Gemeinschaft entstehen kann? Hagenkord: Da bin ich altmodisch. Es geht um Begegnung. Das geht auch über Briefe und virtuell gibt es da viele Hilfen und Modelle, die man nutzen kann. Alles, was virtuell geht, wie ansprechbar sein, ist wunderbar. Aber wie ich dem anderen Menschen begegne, wie ich mit ihm zusammen Gott feiere, das ist eine Frage der Realität. Wir müssen nicht nur im Netz sein, sondern lernen seine Mittel zu nutzen. Durch Corona gibt es eine ungemeine Kreativität. Und durch die Virtualität kommt eine andere Art von Partizipation ins Spiel. Einerseits kann jeder relativ gleichberechtigt kirchliche Angebote auf den Markt bringen und gleichzeitig ist das Feedback viel direkter. Hagenkord: Ich blogge ja seit fast zehn Jahren und meine Erfahrung ist, dass die meisten, die sich melden, eher mit Negativem kommen, teilweise kommentieren auch Irre und da braucht es – neudeutsch – Community-Management. Und wir müssen die technischen Möglichkeiten zu nutzen lernen, um Öffentlichkeit zu erreichen. Es reicht nicht, das Ding einfach online zu stellen. Wenn man tatsächlich ein neues Format hat, dann muss man das auch professionell begleiten. Öffentlichkeit im Netz stellt nochmal neue Herausforderungen: Einerseits fehlt der Kontext und wenn dann Priester Kinderlieder singen, wirkt Kirche schnell peinlich. Gleichzeitig gibt es flachere Hierarchien.

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