Jesuiten 2020-3

Die Apokalypse im Nacken? Ökopsychologie und die „Kompostierung“ von Emotionen Mir gegenüber sitzt ein junger Mann, Christ wie ich. Das Signal des Workshopleiters ertönt und das Rollenspiel beginnt. Ich fange also an zu erzählen. Von meinem Engagement für eine lebbare Zukunft, was ich tue und was ich dabei erlebe. Von meinen Hoffnungen und Enttäuschungen, von dem Frust, dass nichts vorankommt, dass ich auch selbst kaum den Wandel leben kann, den ich gerne leben würde. Von dem, was das Ganze mit meinem Glauben zu tun hat: Christus, der in der geschundenen Schöpfung Tag für Tag gekreuzigt wird, in jedem Armen und Leidenden, der die Folgen unseres todbringenden Wirtschaftssystems tragen muss. Von meinem Glauben an die Wirkung des Heiligen Geistes in der Welt und an die Auferstehung, die aber so wenig sichtbar ist. Von meiner nackten Hoffnung, die sich an nichts festmachen kann, von der Angst und dem Gefühl der Sinnlosigkeit, die mich manchmal überfallen. Mein Gegenüber hört mir schweigend zu, ist sichtlich bewegt. Dann kommt schließlich das nächste Signal und er antwortet, langsam, nach den richtigen Worten suchend: Danke. Danke für all diese Kämpfe, die du durchstehst. Es hat sich gelohnt. Ich lebe. Meiner Familie geht es gut. Was du tust, ist wichtig. Nach dir kommen andere, die deinen Kampf weiterführen. Es wird schwierig bleiben, aber es wird funktionieren. Danke. 8 SCHWERPUNKT JESUITEN n SEPTEMBER 2020 n APOKALYPSE © Hoffi99 photocase.com

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