Jesuiten 2020-3

SCHWERPUNKT Viele Probleme, eine Ursache Eine wachsende Anzahl an Menschen bemerkt, „dass Corona, Klimawandel, Artensterben, Ungleichheit mit einhergehender sozialer Desintegration und wachsendem Populismus sowie andere Alarmsignale unserer Zeit sich überlagern und wechselseitig verstärken. Dies legt nahe, dass viele dieser Phänomene eine gemeinsame Ursache haben: Die gegenwärtige, neoliberale Art und Weise, Wirtschaft und Gesellschaft zu organisieren, in deren Folge die Gesellschaft sich polarisiert, natürliche Ressourcen übernutzt und verschmutzt, Lebensräume verkleinert, Pandemien Wege bereitet werden usw. Wir sind überzeugt, dass die Auswüchse der ‚Hyperglobalisierung‘ zurückgefahren werden müssen, und sehen uns in Übereinstimmung mit Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, der zum Tag der Erdüberlastung am 3.5.2020 sagte: „Die Corona-Krise ist ein Weckruf an die Menschheit, mit Natur und Umwelt anders umzugehen. Ein Auslöser der Pandemie liegt auch am Raubbau an der Natur… Deshalb müssen wir umdenken und können nicht einfach zur Normalität der Globalisierung zurückkehren.“ Vorstehendes ist der Beginn der Petition „Bayernplan für eine soziale und ökologische Transformation“, die Jesuitenmission, BUND, Landeskomitee der Katholiken und „Fridays For Future“ am 25. Juni im bayerischen Landtag eingereicht haben und inzwischen von über 100 Organisationen und Institutionen sowie Hunderten Einzelpersonen mitgetragen wird. Wir können nicht länger sagen: „Zuerst lösen wir die Coronakrise, dann schauen wir nach dem Klima und dann, wenn wir noch Geld haben, wenden wir uns der wachsenden Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern zu“. Oder: „Corona ist jetzt dringend – der Klimawandel ist eh eine Generationenaufgabe und kann nicht von jetzt auf gleich gelöst werden.“ Natürlich können wir das nicht, aber wir haben beim Klimawandel schon zu lange getrödelt und haben viele Gelegenheiten verschenkt, die es gegeben hat, seit es das Problem vor ca. 40 Jahren erstmals in die Schlagzeilen schaffte. Und nochmals: Aufgrund der systemischen Zusammenhänge und Wechselwirkungen bereitet jeder Verzug, sich dem Kern der Sache zuzuwenden, weiteren „unvorhersehbaren Externalitäten“ den Weg: Dem nächsten Finanzcrash, dem nächsten Virus, mehr Migranten oder oder oder. Ich weiß, das hört sich alarmistisch an, aber auch ich selbst gehöre zu denen, die dieses Thema gerne verdrängt haben oder geglaubt haben, dass sich die „Profis“ schon darum kümmern würden. In Wirklichkeit gab ich damit mein Einverständnis, dass allzu oft Lobbyisten Gesetze geschrieben haben, und nicht die Parlamente. © Jock + Scott photocase.com 16 JESUITEN n SEPTEMBER 2020 n APOKALYPSE

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