Jesuiten 2020-4

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie hört sich die Weihnachtsbotschaft für Sie an? Für die Hirten auf den Feldern um Betlehem sang ein Chor der Engel: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, den Menschen seiner Gnade! Sie hören da vielleicht unmittelbar Bachs Weihnachtsoratorium oder Händels Messias. In diesem Jahr, in dem wir mit der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, in dem Krieg und Gewalt nicht weniger wurden und auch das Miteinander in unserer Gesellschaft nicht immer leicht war, braucht es wirklich, so scheint es, einen strahlenden Chor der Engel, der uns die weihnachtliche Botschaft jubelnd und deutlich vernehmbar verkündet. In diesem Heft wollen wir Ihnen zum Jahresabschluss einige Gedanken rund um das Thema „Hören“ mitgeben, die zu einem eher besinnlichen Hineinlauschen in verschiedene Erfahrungen und Lebensräume einladen. Die Redaktion dieses Heftes haben Pia Dyckmans, Sebastian Maly SJ, Matthias Rugel SJ und Stefan Weigand übernommen. So hören wir zum Beispiel, welche Auffassung Ignatius von Loyola von einem hilfreichen Gespräch hat oder welche Bedeutung das Zuhören als Haltung für die Kirche in den Worten von Papst Franziskus gewinnt. Wir folgen der Bedeutung des Hörens und des Klanges in der jüdischen wie auch muslimischen Tradition und bekommen Eindrücke davon, wie ein Gehörlosenseelsorger und eine Chatberaterin damit umgehen, dass Zuhören auch auf andere Weise als durch den Gehörsinn geschieht. Wir lauschen den Erfahrungen einer Politikerin, eines Komponisten und eines Arztes mit dem Zu- und Hinhören auf Welt und Menschen und lesen, wie sich im amerikanischen Kontext aus dem Hören auf die Unterdrückten eine Dynamik zur gesellschaftlichen Versöhnung entwickeln könnte. Schließlich vernehmen wir etwas vom Gebet, das, wie jedes gute Gespräch, vom Wechsel von Wort und Schweigen lebt. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, in der die Weihnachtsbotschaft, laut oder leise, still oder in vollem Klang, so zu Ihnen dringt, wie sie sich für Sie in diesem Jahr vernehmen lässt. Ihr Pater Jan Roser, Provinzial der Deutschen Provinz 1 JESUITEN n DEZEMBER 2020 n HÖREN

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