Jesuiten 2021-3

SCHWERPUNKT 10 Menschen ein Zuhause geben In Ludwigshafen haben sich die katholische Kirche und ein katholisches Bildungshaus zusammengetan, um eine Siedlung zu bauen, in der es um mehr als nur Wohnen geht. Die ersten Bagger rollen bereits auf dem Gelände der zukünftigen Heinrich-Pesch-Siedlung in Ludwigshafen. In direkter Nachbarschaft zum Heinrich Pesch Haus (HPH) entsteht hier auf mehr als zehn Hektar ein urbanes Gebiet, in dem Arbeiten, Wohnen, Bildung und Soziales miteinander verzahnt werden. Zentrales Konzept ist eine soziale Durchmischung, in der neue Wohnformen und Nachbarschaften entwickelt werden. Die Siedlung soll zu einem Ort vielfältiger Gemeinschaft werden, die ein lebendiges Miteinander der 1.500 Bewohner*innen fördert und zugleich Raum für Individualität lässt. Die Initiator*innen der Siedlung geben Einblicke in die Entstehung und Schwerpunkte dieses visionären Projekts. Warum Kirche eine Siedlung baut Dekan Alban Meißner Wohnen sieht er als originären Auftrag des Christentums. Alban Meißner ist Dekan der Katholischen Kirche in Ludwigshafen und gehört zu den Initiator*innen der Heinrich- Pesch-Siedlung in Ludwigshafen. Eines der großen Probleme der Gesellschaft ist seit einiger Zeit die Wohnungsnot. Als Kirche greifen wir dieses Problem auf und versuchen, für die Gesellschaft Wohnraum zu schaffen. Denn es ist der Auftrag von Kirche, etwas für die Gesellschaft zu tun. Mit dem Siedlungsbau wollen wir zu einem besseren Miteinander in Ludwigshafen beitragen. Zum einen möchten wir Menschen eine Heimat geben, zum anderen ihnen Perspektiven aufzeigen, wo es hingehen kann. Von Anfang an war klar, dass in einer Stadt wie Ludwigshafen mit einem hohen Migrantenanteil kein klassisches Siedlungsgebiet mit einer homogenen Gesellschaft entstehen würde, sondern ein sehr heterogenes Gebiet – und genau das ist in Ludwigshafen gefordert und notwendig. Ein Beitrag zur Integration Johann Spermann SJ P. Johann Spermann SJ ist Theologe und Psychologe. In seiner Zeit als Direktor des Heinrich Pesch Hauses initiierte er das Projekt der Siedlung. Aktuell arbeitet er als Provinz- ökonom der Jesuiten in Zentraleuropa. Was können wir Jesuiten beitragen? Diese Frage hat mich während der Flüchtlingskrise sehr bewegt. Dann kam die Chance, als wir gefragt wurden, ob wir Menschen aufnehmen könnten. Schnell haben wir in Gesprächen herausgefunden, dass wir uns etwas Dauerhaftes wünschten. Wir wollten einen Beitrag leisten, dass Integration gelingt – und zwar weit über die Flüchtlingskrise hinaus. Es ging uns darum: Wie kann in Ludwigshafen das Zusammenleben in so einer multikulturellen Gesellschaft gut gelingen – von Menschen, denen es im Leben schlechter geht, und denen, die es gut haben; Menschen verschiedener Weltzugänge und Möglichkeiten? Wie schaffen wir es, Vorurteile abzulegen? Wie schaffen wir es, aufeinander zuzugehen und dass die Menschen, die etwas haben, bereit sind, denen in Not etwas abzugeben. Danke an alle, die sich auf den Weg gemacht haben, auf das zu schauen, was Gesellschaft und Menschen zusammenhält.

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