Jesuiten 2021-3

SCHWERPUNKT 21 Die Kuh gegen eine Ziege tauschen Hier verbinden sich Ökologie und Gerechtigkeit: Im Februar 2020 hat die Gesellschaft Jesu in Valladolid einen offenen Gemeinschaftsort für Jesuiten, Laien und Geflüchtete eröffnet. In den letzten zwölf Jahren hat die Gesellschaft Jesu in Valladolid viele Projekte rund um Ökologie und die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten initiiert. Das Einzige, was sich nicht geändert hatte, war unsere persönliche und gemeinschaftliche Lebensweise: der gleiche Lebensort, die gleiche Art, miteinander in Beziehung zu treten… Es war Zeit für eine radikalere Entscheidung, die unser eigenes Leben betraf. So hat uns eine gemeinsame Unterscheidung dazu gebracht, einen offenen Gemeinschaftsort zu gründen, in dem Jesuiten und Laien zusammenleben und in dem wir Migrantenfamilien in Notsituationen oder Geflüchtete aufnehmen können. Im Februar 2020 haben wir mit 16 Leuten angefangen. Das ist unser Projekt namens „Ecología y Acogida Ana Leal“: Ein Ort zur Aufnahme von Migrantenfamilien, aber offen für alle, die eine Erfahrung der sozial-ökologischen Transformation oder Umkehr machen wollen. Und das in dem außergewöhnlichen Kontext von INEA, der jesuitischen Bio-Agrar-Hochschule in Valladolid, mit ihren zahlreichen Projekten wie etwa den 430 ökologischen Gartenparzellen für ältere Menschen (www.ecoinea.org). Das vergangene Jahr hat uns geholfen, unsere Entscheidung zügig umzusetzen und unsere ersten Erfahrungen zu machen. Ein Mitbruder benutzte ein Gleichnis, um auf unsere Situation hinzuweisen: „Du hast die Kuh gegen eine Ziege ausgetauscht“, um anzudeuten, wie gut es uns vorher ging und wo wir jetzt angelangt waren. Aber die Wahrheit ist, dass die Ziege sehr produktiv ist. Für uns gilt: „Wer verliert, gewinnt“. Wir erleben die Tatsache, das Leben so mit anderen zu teilen, als ein unverdientes Geschenk. Eine Familie hat bereits wieder zu einem normalen sozialen Leben zurückgefunden. Immer wieder kommen Menschen, um ein paar Tage bei uns zu verbringen, sich auszutauschen, ein Stück Leben zu teilen ... Wir haben Platz, um sie willkommen zu heißen. Nach dieser Zeit könnten wir in den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi einschwingen und beten: „Gelobt seist du, mein Herr, für die Schwester Ziege, die Milch gibt wie die beste aller Kühe und die du unverdientermaßen an unsere Seite gestellt hast, um die kostbaren Dinge des Lebens zu erfahren, die uns mit Sinn erfüllen“. Der Motor dieses Projekts ist ein Aufruf, in Liebe und Respekt vor der Schöpfung und den Geschöpfen zu leben. Das ist es, was Papst Franziskus als Ganzheitliche Ökologie bezeichnet. Um sich auf alternative Erfahrungen einzulassen, bedarf es aber einer bewussten Entscheidung, denn der Ruf ergeht an uns alle. Félix Revilla SJ Direktor des Bio-AgraringenieurInstituts INEA, Mitglied des Wohnprojekts "Ecología y Acogida Ana Leal", Valladolid, Spanien.

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