Jesuiten 2021-3

SCHWERPUNKT 6 Das Ziel: Menschenwürdiges Leben innerhalb planetarer Grenzen Um die bereits einsetzende ökologische Katastrophe zu stoppen, brauchen wir eine tiefgreifende Veränderung von Wirtschaft, Gesellschaft und Lebensstilen – also eine sozialökologische Transformation. Erderhitzung und Artensterben sind nur zwei offensichtliche Aspekte der drohenden ökologischen Katastrophe. Zu sehr haben wir die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten überschritten, wie sie Johan Rockström im Konzept der „planetary boundaries“ beschrieben hat. Werden diese Grenzen weiter überschritten, drohen unabsehbare Folgen. An- gesichts von sogenannten „Kipp-Punkten“ und Dominoeffekten könnten diese verheerenden Folgen noch schneller eintreten als bislang gedacht. Die Rede von der „Katastrophe“ ist kein übertriebener Alarmismus, sondern schlicht realistisch. Die Lage ist todernst – für die Menschen, aber auch für viele Mitgeschöpfe. Eine ethisch anspruchsvolle sozial-ökologische Transformation hat nicht „nur“ das Ziel, die endgültige ökologische Katastrophe abzuwenden und das Überleben der Menschheit zu sichern. Es geht ihr darum, allen Menschen – weltweit und auch in Zukunft – ein menschenwürdiges Leben innerhalb planetarer Grenzen zu ermöglichen. Zu den Voraussetzungen eines menschenwürdigen Lebens gehören aus einer menschenrechtlichen Perspektive neben der unbedingt zu sichernden Umweltqualität die angemessene Befriedigung aller Grundbedürfnisse, aber auch Teilhabe- und Handlungschancen, um an vielfältigen Bezügen teilhaben, sich in ihnen einbringen und entfalten zu können und dadurch (Selbst-)Achtung und Sinn zu erfahren. Wichtig sind auch reale Möglichkeiten, an gesellschaftlichen und politischen Prozessen mitwirken zu können. All diese Voraussetzungen können – eine Transformation vorausgesetzt – verwirklicht werden, ohne die ökologischen Belastungsgrenzen zu überschreiten. Das kann für manche mit einem quantitativmateriellen „Weniger“ verbunden sein, ist aber mit hoher Lebensqualität durchaus vereinbar. Werden Ressourcen menschen- und umweltgerecht verteilt, können alle Menschen genug haben für ein Leben, das sie selbst als gut empfinden und das zugleich die Schöpfung bewahrt. Obwohl immer mehr Menschen die Dringlichkeit der Transformation erkennen, fehlt es ihr an Tempo und Intensität. Noch blockieren machtvoll vertretene Partikularinteressen, ein unzureichender (auch globaler) Ordnungsrahmen, strukturelle Beharrungskräfte, teils irreführende gesellschaftlich-kulturelle Leitbilder und eingefahrene Verhaltensroutinen die notwendigen Veränderungen. Was also tun? Politisch muss ein Ordnungsrahmen geschaffen werden, der gemeinwohlschädliche Partikularinteressen zurückdrängt, umweltfreundliche Infrastruktur fördert und Anreize für ökologisch verantwortbares Handeln setzt. Besonders wichtig ist hier die Bepreisung von © Anette Konrad - HPH

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