Jesuiten 2022-2

SCHWERPUNKT 3 Nichts geschaffen hat, dann muss er auch fähig sein, aus dem Tod den Gerechten zum Leben zu erwecken. Und wie hat man sich ein Leben nach dem Tod vorzustellen? Dazu kann man nichts sagen, es sei denn, dass da Gerechtigkeit geschieht. Es braucht die Auferstehung der Toten – nicht nur ein Weiterleben der Seele – damit die Opfer der Geschichte zu ihrem Recht kommen. Das Gute verlangt danach, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, weil sich das Gute in dieser Welt offensichtlich nicht immer durchsetzt. Daher glaubt die Bibel, dass nach dem Tod das Gericht kommt. Sie freut sich darauf, weil sie weiß, dass sich dann endlich Gerechtigkeit durchsetzt, so wie es in der Welt nie der Fall ist. Daher preisen die Psalmen Gott als Richter. Wer heute nicht mehr an Gottes Gericht glauben kann, muss sich fragen lassen, ob er mit der Bibel immer noch auf der Seite der Zukurzgekommenen steht. Sie freuen sich immer auf den Richter. Wer sich aber nicht mehr auf das Gericht Gottes freut, muss sich fragen lassen, ob er mehr auf der Seite der Täter steht. Der Auferstehungsglaube, der sich in der hebräischen Kultur herausgebildet hatte, trat mit Jesus Christus in aller Klarheit an den Tag. Er, der Gerechte, Jude par excellence, wurde den Römern ausgeliefert und durch Folter am Kreuz umgebracht. Jesus starb nicht eines natürlichen Todes; er hat Gewalt und tiefstes Unrecht erlitten. Doch Gott hat ihn nicht im Tod gelassen, sondern hat ihn auferweckt – um der Gerechtigkeit willen. „Tod, wo ist dein Stachel, wo ist dein Sieg!“, kann Paulus schon fast übermütig rufen. Und der sanfte Johannes schreibt: „Gott ist die Liebe.“ Liebe ist stärker als der Tod. Wer an Jesus Christus glaubt, gewinnt mit seiner fragmentarischen Gerechtigkeit und Liebe Anteil an Christus, dem Gerechten. Er wird mit Christus auferweckt – um der Gerechtigkeit willen. Da mögen die Philosophen noch so lange darüber spekulieren, ob es nun eine unsterbliche Seele gibt oder nicht. Das sind Salon-Fragen. Im Krieg und angesichts der Gewalt gilt allein: Gott hat das letzte Wort, und jeder, der glaubt, hat Anteil an ihm. Christian Rutishauser SJ ist der Delegat für Schulen und Hochschulen der neuen Zentraleuropäischen Provinz. Bis zur Gründung der neuen Provinz war er Provinzial der Schweizer Provinz. Er engagiert sich im christlich-jüdischen Dialog, pilgerte in sieben Monaten von der Schweiz bis nach Jerusalem und berät den Papst rund um religiöse Beziehungen mit dem Judentum.

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