Im Unterschied zu einer Antenne bleibt es aber nicht beim reinen Empfangen. Der betende Mensch kann in einen inneren Dialog treten mit dem, der ihn – und das ist das Fundament – in Liebe begleitet. Der hierbei geübte Dialog mit Gott verändert das Leben zum Besseren, zum sogenannten Magis. Das ist die Grundüberzeugung des heiligen Ignatius. Seine geistlichen Übungen setzen voraus, dass Gott in allem gesucht und gefunden werden kann. Damit ist die Ausrichtung des betenden Menschen gemeint, der alles, aber auch wirklich alles, was er erlebt, fühlt und denkt, mit Gott teilen und von ihm her neu verstehen lernen möchte. Stille und Abgeschiedenheit können dabei sehr helfen.
Im Alltag sieht das so aus, dass wir Jesuiten uns täglich Zeit nehmen zu meditieren. Die verbreitetste Meditation ist das sogenannte „Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“, mit dem wir den Tag beschließen. Es ist ein schlichter Tagesrückblick, bei dem das Vergangene noch einmal mit wachen inneren Sinnen „verkostet“ wird. Man kann aber auch eine Bibelstelle meditieren oder einfach nur den eigenen Herzschlag oder Atem wahrnehmen, um in einen sinnlichen Kontakt mit dem zu treten, was sich von selbst zeigen will. Darüber hinaus ist es bei uns Jesuiten üblich, sich einmal im Jahr für eine ganze Woche vom Alltag zu lösen und die Exerzitien in Stille und Abgeschiedenheit zu machen. In der Regel hilft ein geistlicher Begleiter dabei, die Gebetserfahrungen zu deuten. So entsteht ein Übungsweg, der mit dem individuellen inneren Prozess einhergeht. Oft sind Exerzitien mit Erfahrungen innerer Klärung verbunden und einer spürbaren Vertiefung der Selbst- und Gottesbeziehung.
Ignatianisches Beten ist immer auch ein Abenteuer. Wer ignatianisch betet, lässt sich überraschen von dem, was sich zeigt. Er lässt sich führen. Dazu braucht es eine gute Portion Vertrauen in den Prozess und in den, der leitet. Und damit schließt sich der Kreis: die Spiritualität der Jesuiten basiert auf dem Vertrauen in den liebenden Gott und in geistliche Gefährten, in Beziehung zu denen Gottes Liebe lebendig erfahren wird.
Die ignatianische Spiritualität prägt das Leben der Jesuiten. Auch außerhalb des Ordens orientieren sich viele Menschen an ihr. Was also macht die ignatianische Spiritualität aus?