Umgang mit (sexualisierter) Gewalt | Prävention

Wir glauben Euch!

Spätestens seit 2004 und in besonderer Weise seit 2010 sind Vorwürfe sexuellen Missbrauchs, sexueller Übergriffe und Grenzüberschreitungen gegen Kinder und Jugendliche durch Jesuiten öffentlich bekannt geworden. Die Vorwürfe, die bis in die 40er Jahre zurückreichen und sich in die 2000er Jahre erstrecken, waren oftmals der Ordensleitung bekannt.

Wir erkennen an, dass der Jesuitenorden seiner Aufgabe – dem seelischen und körperlichen Schutz der ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen – nicht genügend nachgekommen ist und bedauern dies zutiefst.

Externe Beratungsangebote

Das gilt auch für Erwachsene, denen Unrecht geschah. Gleichzeitig erbitten wir von den Betroffenen Vergebung für das erlittene Unrecht und die Verletzungen, die ihnen zugefügt worden sind, sowie dafür, dass Wegsehen und Weghören um sich gegriffen haben, Berichte oder Hinweise von Betroffenen nicht zur Kenntnis genommen oder die Möglichkeit von sexualisierter Gewalt gegen minderjährige oder erwachsene Schutzbefohlene wider besseres Wissen geleugnet wurden.

Der Jesuitenorden stellt sich nachhaltig seiner Verantwortung. Das betrifft die rückhaltlose Aufarbeitung vergangener Fälle, den entschiedenen Umgang mit gegenwärtigen Verdachtsfällen sowie die umfassende Präventionsarbeit für eine bessere Zukunft. Wo immer es möglich und gewünscht ist, wollen wir uns auch auf den dialogischen Prozess der Versöhnung einlassen, auf Augenhöhe und als Hörende und Lernende.

Ansprechpersonen für Betroffene

Für Menschen die in Einrichtungen des Jesuitenordens sind, die in Einrichtungen anderer Orden oder Pfarreien von Mitarbeitern des Jesuitenordens betreut werden oder die in Gruppen oder Angeboten sind, die von Jesuiten geleitet werden, gibt es in den verschiedenen Regionen Ansprechpersonen zu Fragen von sexuellen Übergriffen und Gewalt. Die Ansprechpersonen stehen auch für in der Vergangenheit geschehene Vorgänge und Fragen hierzu zur Verfügung.  

Grundsätzlich sind auch Mitglieder des Jesuitenordens direkt ansprechbar. Die Anerkennung von übergriffigem Verhalten sowie sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen durch Ordensmitglieder sowie von Mitarbeitenden unserer Einrichtungen, ist für uns sehr schmerzlich und ein fortdauernder Prozess. Wir übernehmen Verantwortung für diese Vergangenheit und für die Zukunft, in dem wir uns der Aufklärung, der Aufarbeitung und der Prävention verpflichten. Dazu gehört auch, dass es uns Jesuiten ein Bedürfnis ist, mit Betroffenen in einen für beide Seiten heilsamen Dialog zu kommen. Dies kann in Einzelgesprächen wie in kleinen Gruppen geschehen. Absolute Diskretion unsererseits sagen wir zu. Gern können Sie Kontakt aufnehmen:

  • In Deutschland

    Externe Ansprechpersonen

    Wir, Stefanie Heinrich und Henk Göbel, sind seit vielen Jahren in der Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen tätig. Wir sind unabhängig von kirchlichen Strukturen und können von allen Menschen kontaktiert werden, die Anliegen oder Fragen zu Ereignissen von Gewalt in Angeboten der Jesuiten haben. Dies kann im strafbaren oder nicht strafbaren Bereich sein.

    Gespräche mit uns sind vertraulich, Informationen werden nur weitergegeben, wenn dies gewünscht wird. Ausnahmen sind Situationen, in denen eine akute Gefahr für das Wohl eines Menschen besteht. Wir hören zu, besprechen Anliegen sowie Fragen zu Gewaltvorkommnissen und bieten Unterstützung nach unseren Möglichkeiten an, z.B. beim Anerkennungsverfahren oder der Therapiekostenübernahme. Ziele sind Unterstützung für Betroffene sowie die Verhinderung von zukünftiger Gewalt.

    Wir können wie folgt erreicht werden, auch ohne Nennung des eigenen Namens:

    Henk Göbel

    Externe Ansprechperson zu Fragen (sexualisierter) Gewalt beim Jesuitenorden
    Postfach 1201, 73642 Welzheim, Deutschland
    Tel. +49 176 84723038
    Mail: mail(at)henkgoebel.com

    Henk Göbel arbeitet seit 2008 als Traumafachberater in der Prävention und Beratung mit betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Angehörigen und war viele Jahre in der Fachberatungsstelle 'berliner jungs' tätig. Er führt Schulungen zu Kinderschutz durch, berät und begleitet Institutionen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten und ist ehrenamtlich im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Theatertherapie DGfT e.V. tätig.

    Dr. Stefanie Heinrich

    Externe Ansprechperson zu Fragen (sexualisierter) Gewalt beim Jesuitenorden

    Rechtsanwältin Dr. Stefanie Heinrich
    Egonstraße 51, 79106 Freiburg, Deutschland
    Tel. +49 761 59521020
    E-Mail: mail(at)rainheinrich.de

    Dr. Stefanie Heinrich war über zehn Jahre für die schweizerische Bundesanwaltschaft tätig und gründete Anfang 2021 ihre Kanzlei in Freiburg im Breisgau. Die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen im Straf- und Migrationsrecht und in der Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Rechte von Opfern und deren Teilhabe an Strafverfahren engagieren. Dr. Stefanie Heinrich verfügt über einen Master in Kriminologie der Katholieke Universiteit Leuven und einen PhD des Irish Centre for Human Rights der NUI Galway, Irland. Ihre Studien, inklusive Feldforschungen, setzten den Schwerpunkt im Bereich der prozessualen Opferrechte, der Wahrheitsfindung und der Wiedergutmachung.

    Interne Ansprechpersonen

    Grundsätzlich sind auch Mitglieder des Jesuitenordens direkt ansprechbar. Dies kann in Einzelgesprächen wie in kleinen Gruppen geschehen. Absolute Diskretion unsererseits sagen wir zu. Gern können Sie Kontakt aufnehmen:

    Michael Beschorner SJ

    Eisenstuckstr. 27
    01069 Dresden
    Tel. +49 351 4717326
    Mail: m.beschorner(at)posteo.de

    Pater Michael Beschorner SJ ist Theologe, Seelsorger und geistlicher Begleiter. Er war Schulseelsorger und Religionslehrer und ist jetzt Studentenpfarrer der Katholischen Studentengemeinde "Thomas von Aquin" in Dresden.

    Godehard Brüntrup SJ

    Hochschule für Philosophie München
    Kaulbachstraße 31a
    80539 München
    Tel. +49 89 2386 2171
    Mail: godehard.bruentrup(at)hfph.de

    Pater Godehard Brüntrup SJ ist Philosoph. Seine Schwerpunkte sind Philosophie des Geistes und philosophische Psychologie. Er hat in verschiedenen Veröffentlichungen zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche Stellung bezogen.

  • In Lettland und Litauen

    Aldonas Gudaitis SJ

    Rotušės a. 8, 44280 Kaunas, Lietuva/Litauen
    Mobil +370 610 42003
    E-Mail: aldonas.gudaitis(at)jezuitai.lt

    Aldonas Gudaitis SJ ist Ansprechperson des Jesuitenordens in Litauen bei Fällen sexueller Übergriffe oder Gewalt. Er trat 1986 heimlich in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1990 zum Priester geweiht. Er war in der Seelsorge der St. Franzis-Xavier-Kirche Kaunas und als Assistent des Novizenmeisters in Innsbruck tätig, wo er sein Lizentiat für Theologie erwarb. Von 2003 bis 2009 war er Provinzial der litauisch-lettischen Jesuitenprovinz. Er begleitet Menschen bei Exerzitien oder in geistlichen Gesprächen auf ignatianische Weise. Derzeit ist er Direktor des Jesuiten-Gymnasiums in Kaunas und Konsult des Provinzials.

  • In Österreich

    Ombudsstellen Österreichischer Diözesen

    Sind Sie selbst zum Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch in kirchlichem Kontext geworden? Brauchen Sie Hilfe, suchen Sie Ansprechpartner oder juridischen Beistand? - Dann wenden Sie sich an die Ombudsstelle Ihrer Heimatdiözese!

    Hier finden Sie eine Übersicht über die österreichischen diözesanen Ombudsstellen für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der Kirche.

    Josef Maureder SJ

    Kardinal König Haus
    Kardinal-König-Platz 3
    1130 Wien
    Tel. +43 1 804 7593 675
    Mail: maureder(at)kardinal-koenig-haus.at 

    Pater Maureder ist interne Ansprechperson des Jesuitenordens in Österreich bei Fällen sexueller Übergriffe oder Gewalt. Er hat in München (Philosophie), Frankfurt (Theologie) und Rom (Psychologie) studiert und wurde 1988 in Wien zum Priester geweiht. Von 1996 bis 2006 begleitete er als Verantwortlicher für die Berufungspastoral junge Erwachsene in Linz. Von 2007 bis 2015 war er Novizenmeister der Jesuiten für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Seit 2015 arbeitet er als Leiter des Bereichs Spiritualität und Exerzitien im Kardinal König Haus in Wien.

  • In Schweden

    Björn Håkonsson

    Interne Ansprechperson ist in Schweden die Ansprechperson des Bistums Stockholm.

    Alle Informationen sowie die Kontaktdaten bei Verdachtsfall finden Sie hier.

  • In der Schweiz

    Beat Altenbach SJ

    18, rue Jacques Dalphin
    1227 Carouge/GE
    Mail: beat.altenbach(at)kath.ch

    Pater Altenbach ist seit 2019 Ansprechperson des Jesuitenordens bei sexuellen Übergriffen in der Schweiz. Er lebt und arbeitet seit November 2020 als Gefängnisseelsorger und Superior in Genf. Zuvor war er u.a. als Hochschulseelsorger und Leiter des Kath. Akademikerhauses aki in Zürich tätig. Im Orden war er einige Jahre verantwortlich für die Berufungspastoral der Schweizer Jesuiten. Seit 2005 bildet er sich regelmässig weiter im Bereich der Begleitung von Überlebenden sexueller Übergriffe. Seit 2018 ist er Vertreter der Ordensleute im «Fachgremium sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz.

Leitlinien

Die Jesuiten in Zentraleuropa sind in verschiedenen Regionen vertreten und handeln vor Ort nach den dort geltenden Rahmenordnungen:

Systemische Aufarbeitung

Weitere Texte und Informationsmaterial

Gesetzlicher Versicherungsschutz in Fällen sexualisierter Gewalt

Unter bestimmten Umständen kann die gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland Leistungen erbringen für Menschen, die als Ehrenamtliche, Schülerinnen oder Schüler von Einrichtungen des Ordens Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind, auch wenn es bei sexualisierter Gewalt um Taten und nicht um einen Unfall geht. Diese Unterstützung kann von der Finanzierung von Therapien bis zur Zahlung einer Rente reichen. Allerdings werden hohe Ansprüche daran gestellt, die Taten und ihre Folgen darzulegen. Betroffene können sich hierzu von den unabhängigen Ansprechpersonen des Ordens (s.o.) beraten lassen. Diese unterstützen Betroffene auch bei einer Antragsstellung bzw. vermitteln alternativ den direkten Kontakt zu den zuständigen Unfallversicherungsträgern. Hier finden Sie weitere Informationen dazu.

Prävention

Der Jesuitenorden stellt sich seiner fortdauernden Verantwortung, insbesondere was die Prävention und den Umgang mit möglichen Verdachtsfällen heute betrifft.

P. Provinzial Bernhard Bürgler hat Herrn Frank Beyersdörfer als Präventionsbeauftragten benannt. Er soll die Provinz, die Werke und Kommunitäten darin unterstützen, Schutzkonzepte zu erstellen, bzw. die bestehenden weiterzuentwickeln und zu koordinieren. Auch die Vermittlung von Präventionsschulungen für Jesuiten und Mitarbeitende gehört zu seinen Aufgaben.

Prävention zielt darauf, das Risiko sexualisierter Gewalt und des Machtmissbrauchs zu senken, so dass es nach Möglichkeit gar nicht erst dazu kommt, sowohl auf individueller Ebene wie auf der einer Organisation. Insbesondere sensible Nah- und Abhängigkeitssituationen in asymmetrischen Beziehungen müssen in den Blick genommen werden. Grenzwahrende Regeln sind zu vereinbaren und Beratungs-, Melde- und Beschwerdewege sind aufzuzeigen. Ziel ist eine Sensibilisierung aller Beteiligten und eine Kultur der Aufmerksamkeit und für die Rechte aller in den Einrichtungen des Ordens.

In einem Doppelinterview für JESUITEN spricht er mit Pater Klaus Mertes SJ über die Herausforderungen und Chancen seiner Aufgabe.

Präventionsprojekt: Cautela! Prävention stärken - Heilung fördern

"Cautela! (lat. cautelare: Beschütze!) Prävention stärken - Heilung fördern" ist ein differenziertes Lernprogramm, das für Themen wie Missbrauch und Mobbing sensibilisieren und so mithelfen will, die Würde und Unversehrtheit junger Menschen zu schützen. Um Kinder und Erwachsene auf einer emotionalen Ebene zu erreichen, nutzt es die spezifischen Möglichkeiten von Filmen. Das ist erfolgreicher als ein rein text-basierter Lernansatz. Das Programm besteht aus drei Filmen – je einem für Kinder, für Lehrkräfte und für Eltern – sowie einem Arbeitsbuch. Es richtet sich vorab an Lehrerinnen und Lehrer, sind doch die Schulen die größte Schnittstelle zu den Kindern und Eltern. Natürlich kann Cautela! auch außerhalb der Schule, etwa in den Diözesen oder anderen Institutionen, die Präventionsarbeit leisten wollen, eingesetzt werden. Das Cautela!-Projekt ist in Zusammenarbeit mit dem Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium in Pullach (Ldkrs. München) entstanden, und die Filme wie auch das Arbeitsbuch sind in der Praxis getestet worden. Alle Materialen & Filme findet man unter www.cautela.info

Cautela-Videos

Film für Schüler:innen

Film für Eltern

Film für Lehrer:innen

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