Jugendlicher Aussteiger und Märtyrer der Nächstenliebe
Geboren am 9. März 1568 als ältester Sohn und Erbe des Marchese von Castiglione, wurde Aloisius Gonzaga schon im Kindesalter von seinem Vater zu Truppeninspektionen mitgenommen, um so früh wie möglich das Waffenhandwerk zu erlernen. Doch als er im Alter von sieben Jahren an Malaria erkrankte und mit Fieber zu Bett lag, begann er, sich von diesen Soldatenspielen und dem höfischen Leben ab- und einem inneren Leben zuzuwenden und - gefördert von seiner frommen Mutter - an Gebeten und Psalmen Gefallen zu finden. Als sein Vater nach zweijähriger Abwesenheit 1576 aus Spanien zurückkehrte, fand er einen selbstbewussten Achtjährigen vor, den er als würdigen Erben der Markgrafschaft Castiglione betrachtete.
Ein Jahr darauf wurden Aloisius und sein Bruder Rodolpho an den Hof des Großherzogs Francesco de Medici nach Florenz geschickt, um dort ihre höfische Laufbahn zu beginnen und als Edelknaben am Fürstenhof ihre ersten öffentlichen Aufgaben zu übernehmen. Zu dieser Zeit war der Hof der Medici einer der schillerndsten in Europa, auch hinsichtlich der Schattenseiten des höfischen Lebens: wie kaum ein zweiter damals Schauplatz zahlreicher Intrigen, erfüllt von Gewalt und Verrat, wo der Gebrauch von Waffen als Lösung für Konflikte angesehen wurde. Aloisius war von dem Treiben so abgestoßen, dass er sich vollkommen zurückzog und bei einem Kirchenbesuch 1578 gelobte, Gott niemals durch Sünde zu beleidigen.
Im Jahr 1579 zogen die Brüder nach Mantua, wo sich ein anderer Zweig der Familie Gonzaga als Herzöge etabliert hatte. Am Hof der Verwandten entdeckte Aloisius eines jener Bücher mit Erzählungen über das Leben von Heiligen, die damals zur religiösen Erbauung gelesen wurden. Als Aloisius 1580 ins elterliche Schloss zurückkehrte, fiel ihm in der Hausbibliothek schließlich noch die "Summa doctrinae christianae" von Petrus Canisius in die Hände, das zeitgenössisch beste Kompendium der christlichen Glaubensinhalte und Lehre. Die täglichen Meditationen, die dieser Katechismus enthielt, sollte Aloisius fortan für seine Gebete verwenden. Im Juli des selben Jahres hielt sich Kardinal Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand, auf der Durchreise in Castiglione auf, der bei dieser Gelegenheit den 12-jährigen Aloisius auf die Erstkommunion vorbereitete und sie ihm auch selbst gab. Von da an freute sich der Knabe auf die - damals übliche - wöchentliche Kommunion, fastete drei Tage in der Woche, meditierte am Morgen und am Abend und ging, wann immer möglich, täglich zur heiligen Messe.
1581 kam Maria von Österreich, die Witwe Kaiser Maximilians II. und Tochter Karls V., auf ihrer Rückreise nach Spanien durch Italien, wo die Familie Gonzaga sich ihr anschloss. Aloisius kam 1582 in Madrid an und wurde Page des Thronerben, des Herzogs von Asturien, und etwas später Ritter vom Orden des heiligen Jakob. Doch je höher er in weltlichen Ämtern aufstieg, desto klarer wurde ihm, dass dieses Leben nicht das war, was er ersehnte. Er hatte in Spanien einen Jesuiten, Ferdinando Paterno SJ, als Beichtvater und begann sich einen Eintritt in die Gesellschaft Jesu zu überlegen. Als er im August 1583 in der Jesuitenkirche vor einem Marienbild betete, fühlte er sich in diesem Entschluss bestärkt und teilte ihn seinem Beichtvater mit. Dieser verlangte jedoch von ihm, dass er die Einwilligung seines Vaters einholte, die ihm dieser verweigerte. Der Marchese war außer sich und wütend, dass sein ältester Sohn und Erbe sich hinter Klostermauern vergraben wollte, und kehrte mit der Familie nach Castiglione zurück. Als Aloisius auch zuhause nicht von seinem Entschluss abließ, schickte der Marchese seine beiden ältesten Söhne auf eine Reise durch die oberitalienischen Fürstentümer, von Mantua nach Ferrara, nach Parma, Pavia und Turin, in der Hoffnung, dass das abwechslungsreiche Leben zwischen Banketten und Maskenbällen, Jagden und Balletten seinen Sohn umstimmen würde. Doch das Gegenteil war der Fall, sodass sein Vater schließlich nachgab. Aloisius verzichtete zugunsten seines Bruders auf das Erbe und trat im November 1585 in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Sein Hintergrund und seine Erfahrungen verliehen dem jungen Novizen überdurchschnittlich große Reife; überdies war sein Leben trotz strenger Regeln weniger beschwerlich als zuvor, denn das übermäßige Fasten und die Kasteiungen, die er sich in den letzten Jahren selbst auferlegt hatte, wurde ihm hier untersagt.
Er setzte seine in Madrid begonnenen Philosophiestudien am Kolleg in Rom fort, legte 1587 die ersten Gelübde ab und studierte anschließend Theologie. Im Herbst des Jahres 1589 musste sich Aloisius aufmachen, um in Castiglione zu vermitteln: Sein Vater war inzwischen verstorben, doch das Regiment seines Bruders Rodolpho hatte zu hitzigen Erbstreitigkeiten mit den Gonzaga von Mantua geführt. Aloisius gelang es binnen kurzer Zeit, Frieden zu stiften, und so kehrte er im Frühjahr 1590 nach Rom zurück. Im darauffolgenden Jahr suchten eine Hungersnot und die Pest Italien heim, und Aloisius widmete sich aufopfernd der Pflege der Kranken. Er bettelte um Almosen für die Bedürftigen und sorgte persönlich für die Kranken, die er in den Straßen aufsammelte. Seinem geistlichen Begleiter, dem später heiliggesprochenen Robert Bellarmin SJ, sagte er, dass er das Gefühl habe, Gott würde ihn bald zu sich rufen. Da der Seuche sehr viele junge Jesuiten zum Opfer fielen, verbot man Aloisius, sich der Pflege Pestkranker zu widmen, gestattete ihm jedoch den Dienst in einem Spital, in dem keine ansteckenden Kranken aufgenommen wurden. Doch einer der Männer, den Aloisius pflegte, hatte sich doch mit der Pest angesteckt, und bald darauf hatte auch Aloisius die Krankheit niedergestreckt. Trotz einer kurzzeitigen Erholung starb Aloisius Gonzaga am 21. Juni 1591 mit nur 23 Jahren. Seine sterblichen Überreste ruhen in St. Ignatius in Rom.
Aloisius Gonzaga, Patron der studierenden Jugend und in jüngster Zeit auch Patron derjenigen, die AIDS-Kranke pflegen, sowie der AIDS-Kranken, wurde von Papst Paul V. 1605 selig- und von Papst Benedikt XIII. 1726 heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 21. Juni.