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Christ sein ist heute fast etwas Revolutionäres!

P. Fabian Moos SJ wurde am 3. Dezember 2022 zum Priester geweiht. Im Interview spricht er über die Rolle des Priesters in einer Zeit der kirchlichen und gesellschaftlichen Zeitenwende und seine Berufungsgeschichte.

Seit dem 3. Dezember 2022 sind Sie Priester, was bedeutet Ihnen das?

Meine wesentliche Berufung sehe ich eigentlich zum Jesuiten. Die lebe ich nun schon zehn Jahre lang. Innerhalb dieser Berufung habe ich nun eine neue Rolle als Priester, damit auch eine neue Verantwortung.

Was ist das für eine Rolle als Priester?

Ich glaube, das ist heute offener denn je. Und genau das finde ich spannend und herausfordernd. Wir befinden uns ja auch in einer Zeitenwende, welche Richtung sie einnehmen wird, vermag ich nicht zu sagen. Viele haben davor Angst. Ich muss sagen, dass ich sogar Lust habe, genau in dieser ungewissen Zeit Priester zu werden und damit ganz nah dabei zu sein bei diesem Prozess.

Gilt das nicht auch fürs Christsein an sich?

Unbedingt! Wer heute bewusst Christ ist und sein Christsein lebt, tut das gegen manche äußere Widerstände, aber womöglich auch mit mehr innerer Überzeugung, als es der ein oder die andere in Zeiten der Volkskirche tat. Heute bewusst, offen und aktiv Christ zu sein, hat schon fast etwas Revolutionäres.

Und: wo geht die Reise hin?

Keine Ahnung, ehrlich. Ich weiß auch nicht, was beim synodalen Weg herauskommen wird. Ich glaube, die Kirche erfindet sich gerade neu, und das Neue wird sein, dass sie sich wieder aufs Wesentliche besinnt: das Evangelium. Welche Rolle dabei Priester haben werden? Keine Ahnung.

Was bedeutet für Sie der speziell ignatianische Ansatz?

Das ist für mich zum einen die ignatianische Spiritualität, die Unterscheidung, die Exerzitien, das magis. Es ist für mich als jesuitischer Priester aber auch der Ruf, an den Rändern der Kirche präsent zu sein. Persönlich gilt das für mich für die sozial-ökologische Transformation. Da will ich als Kirche, da will ich als Priester und Jesuit dabei sein, mit den Menschen sein, die dafür kämpfen.

Ist das das Ergebnis Ihrer Berufungsgeschichte?

Ja schon. Ich bin zwar in einer sehr katholischen Gegend aufgewachsen, aber meine Familie war es nicht so sehr. Ich studierte Lehramt für französisch und spanisch und verbrachte ein Auslandssemester in Chile. Dort bin ich den Armen begegnet und habe gesehen, wie die Kirche dort sehr an ihrer Seite steht und sich sozial engagiert. Das war sicher ein stark prägendes Erlebnis auf meinem Berufungsweg.

Das hört sich doch nach einem recht geradlinigen Weg in den Orden an.

Naja, ich wollte zunächst zu Ende studieren, blieb aber in Kontakt mit den Jesuiten und der ignatianischen Spiritualität. Ich habe also gesehen: Jesuiten engagieren sich dort, wo es mir so wichtig ist: an den Rändern. Und von wegen geradlinig: die zehn Jahre Ausbildung vergehen ja auch nicht ohne Zweifel, Widerspruch, Prüfung und die ein oder andere Schleife.

Wie fand Ihre Familie Ihren Weg?

Da ist keiner dabei, der sein Leben lang ersehnt hätte, dass ein Priester in der Familie wäre. Einige in der Familie sind doch eher kirchenfern, andere hatten zumindest nichts dagegen. Heute freuen sich, glaube ich, alle und sind irgendwie auch stolz. Nicht wegen des Priesteramts, aber weil ich meinen Weg gefunden habe und etwas mache, was nicht nur ein Job ist, sondern eben eine Berufung.

Interview: Gerd Henghuber

Mehr erfahren:

Video von Fabian Moos über seine Berufungsgeschichte 

Predigt von Bischof Dr. Ludwig Schick bei der Priesterweihe

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