„Jesuiten haben starke Positionen"

Interview mit dem neuen Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Klaus Voßmeyer ist seit dem 1. Februar 2023 neuer Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Sprecher der Zentraleuropäischen Provinz des Jesuitenordens. Er besetzt die durch den Wechsel von P. Martin Stark SJ im letzten Jahr vakant gewordene Position. Der 52jährige kommt von der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart. 

Herr Voßmeyer, was ist Ihre Motivation, von einem Unternehmen zu den Jesuiten zu wechseln?

In der Bosch-Gruppe war ich für die gemeinnützige Stiftung tätig. Sie fördert Projekte und Initiativen in der Bildung, für die Gesundheit und zu globalen Fragen wie Demokratie und Migration. Das ist durchaus vergleichbar zu den Werken der Jesuiten. Der Unterschied sind sicher Ursprung und Orientierung: Die Bosch-Gruppe bezieht sich auf ihren Firmengründer und Stifter Robert Bosch. Zweifelsohne eine herausragende und interessante Persönlichkeit. Mein Fundament im Leben sind das christliche Menschenbild und christliche Werte - und die haben mich jetzt zu den Jesuiten geführt.

Wofür stehen die Jesuiten für Sie?

Ich war in den vergangenen Wochen positiv überrascht davon, dass viele in meiner Familie und unter meinen Freunden und Bekannten bereits Kontakt zu den Jesuiten hatten. Meine Eltern haben einen Pater, der in ihrer Gemeinde aushilft, mehrmals zum Essen eingeladen. Die Tochter eines Kollegen geht auf das Canisius-Kolleg in Berlin, andere haben Kurse an der Hochschule für Philosophie in München besucht oder an der Gregoriana in Rom studiert. Das zeigt mir, dass die Jesuiten nah bei den Menschen sind und interessante Angebote machen. Für mich bestimmen auch die Bildungseinrichtungen und der internationale Flüchtlingsdienst das Bild der Jesuiten. Eine meine ersten Aufgaben wird allerdings sein, den Orden in seiner Vielfalt besser kennenzulernen.

Was reizt Sie an dem Orden aus Kommunikationsperspektive?

Ich finde die weltweite Ausrichtung sehr spannend und herausfordernd zugleich. Hier möchte ich mit der Kommunikation einen Beitrag zum Zusammenwachsen und zur weiteren Entwicklung der Zentraleuropäischen Provinz leisten. Zudem freue ich mich auf den Beitrag der Jesuiten zu Themen wie Glaube und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, die in unserer Gesellschaft hochaktuell sind.

Wo nehmen Sie von außen Potenziale war, wo vielleicht auch Defizite?

Mein erster Eindruck ist, dass die engagierten Patres und tollen Projekte mehr Sichtbarkeit verdienen – sowohl in den konkreten Zielgruppen als auch in der breiten Öffentlichkeit. Eine eigene Position zu haben und zu vertreten, ist dafür ein guter Ausgangspunkt. Jesuiten haben starke Positionen.

Was ist Ihnen in Ihrem Beruf besonders wichtig?

Vertrauen und Zutrauen, Zuverlässigkeit und Professionalität. Stete Weiterentwicklung, Leidenschaft und der Austausch im Team.

Unterscheidet sich Kommunikation für einen Orden von der für ein Unternehmen?

Das kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Grundsätzlich steht die Kommunikation im Dienst des Ordens und seiner Ziele. Das ist nicht anders als in einem Unternehmen. Und generell passt Kommunikation zu einem apostolischen Orden. Für die professionelle Kommunikationsarbeit nutzen wir zudem dasselbe Wissen, dieselben Instrumente und Kanäle wie ein Unternehmen. Unterschiede bestehen eher in der Haltung, mit der kommuniziert wird. Sie kann eine andere, ehrlichere sein, frei von den kommerziellen Zwängen eines Unternehmens. Manchmal gelingt darüber hinaus, dass die Kommunikation auch intern Anstöße für die Weiterentwicklung einer Organisation gibt. Falls das im Orden möglich sein wird, würde ich mich sehr freuen.

Interview: Gerd Henghuber
 

Zur Person

Klaus Voßmeyer hat Mittlere u. Neuere Geschichte, Journalistik und Anglistik in Leipzig studiert und anschließend als Journalist für einen Hamburger Verlag über Medien berichtet. Nach dem Aufbaustudium Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg wechselte er zur Robert Bosch Stiftung nach Stuttgart. In der Kommunikation der Stiftung verantworte er zuletzt als Senior Expert die digitale Kommunikation und das Storytelling.

Newsletter

Das Magazin „Jesuiten“ erscheint mit Ausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bitte wählen Sie Ihre Region aus:

×
- ×