Schaut man aus dem Fenster im ersten Stock, sieht man europäische Zentralbank und kann Frankfurter Skyline erahnen. Draußen fährt die Straßenbahn, auf dem Parkplatz unterhalten sich Studenten. Im Freiraum der Zukunftswerkstatt, ist es ganz still. Und das soll es auch sein. Mitten auf dem Campus der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen liegt die Zukunftswerkstatt SJ, der Exerzitien- und Auszeitort der Jesuiten für junge Menschen bis 30 Jahre. Am Fenster stehen zwei große Ohrensessel, auf dem Tisch in der Küche des Freiraums wartet leckeres Gebäck. Selbstgebacken von einem Teammitglied der Zukunftswerkstatt, das sich für einen längeren Aufenthalt entschieden hat, um hier im Rahmen der Tagesstruktur und mit geistlicher Begleitung eine wichtige (Lebens-)Entscheidung zu treffen.
Die meisten Gäste kommen nicht gleich mehrere Monate in die Zukunftswerkstatt, sondern für ein Wochenende als Auszeit oder acht Tage, um Exerzitien zu machen, einen erwachsenen Zugang zum Glauben zu entdecken und ihre Berufung zu finden. Dafür bietet die Zukunftswerkstatt SJ verschiedene Formate an: Allen voran natürlich den „Klassiker“ des Jesuitenordens, die ignatianischen Exerzitien, bei denen sich die Teilnehmenden für etwa acht Tage zurückziehen, mit der Bibel beten, täglich Eucharistie feiern, Zeit in der Natur verbringen und so Gott in ihrem Leben (neu) entdecken. Zum „Reinschnuppern“ in Exerzitien und Stille gibt es außerdem die Auszeitwochenenden und die gemeinsame Feier der Kar- und Ostertage in der Zukunftswerkstatt. Aber auch für diejenigen, die gerade viel zu tun haben, hat die Zukunftswerkstatt einen Platz: Im Rahmen individueller Auszeiten kann man auch kommen, um in Ruhe für Prüfungen zu lernen und Hausarbeiten zu schreiben – eingebettet in einen festen Tagesrhythmus mit Gebetszeiten.
„Plötzlich tief – zwischen Skyline und Einflugschneise – von einem göttlichen Staunen ergriffen“, „Glauben teilen, der nach Leben schmeckt“ oder „Die Zukunftswerkstatt – ein Ausbildungsbetrieb, der das Handwerkszeug vermittelt, die Spuren Gottes im eigenen Leben zu erkennen.“, sind Statements, die Gäste der Zukunftswerkstatt dagelassen haben. Sie hängen zusammen mit vielen weiteren und Portraitfotos der Gäste auf dem Gang der Zukunftswerkstatt und sind auch auf der Website zu finden. Sie zeigen, wie sehr dieser Ort von den Teilnehmenden geprägt wird. Im Meditationsraum, bei dem ein echtes Segelboot die Blicke auf sich zieht, prangt in goldenen Lettern der berühmte Ausspruch von Alfred Delp an der Wand: „Man muss die Segel in den unendlichen Wind stellen dann erst werden wir spüren, zu welcher Fahrt wir fähig sind.“ Genau darum geht es in der Zukunftswerkstatt SJ in Frankfurt: in Gemeinschaft, aber auch allein nach der Richtung zu suchen, aus der der Wind weht, um ins Leben und in die eigene Berufung durchstarten zu können.