Früher und heute: Seit Jahrzehnten steht das HPH in Ludwigshafen für Bildung und Vernetzung.
Seminare und Vorträge bieten Orientierung und Diskurs in gesellschaftspolitischen und religiösen Fragen.
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Heinrich Pesch Haus: Getragen auf vier Schultern
Früher wie heute: Schon immer war die Vernetzung verschiedener Bereiche und Partner ein wichtiges Prinzip im Heinrich Pesch Haus. Das zeigt sich in Veranstaltungen – und auch beim Miteinander der vier Träger des Hauses.
Damit ein so breit aufgestelltes Bildungshaus wie das HPH gut und beständig wirken kann, braucht es ein verlässliches Netzwerk. Träger des Hauses ist ein gemeinnütziger Verein, dem die Diözese Speyer, der Jesuitenorden und die katholischen Gesamtkirchengemeinden Ludwigshafen und Mannheim angehören. Zweimal jährlich treffen sich die Vertreter dieser Träger zu einer gemeinsamen Sitzungund besprechen die Entwicklung des Hauses.
Der Ursprung des HPH sind zwei Kellerräume eines Hauses in der zerstörten Mannheimer Innenstadt nach dem Krieg. Die Bildungsarbeit wuchs, und als sich auch eine großbürgerliche Villa in Mannheim dafür als zu klein erwies, kam der Beschluss für einen Neubau in Ludwigshafen: 1974 wurde das heutige Gebäude eingeweiht. So wie das Haus in Mannheim zu klein wurde, so passten sich auch die Inhalte und Formate der Bildungsarbeit an veränderte gesellschaftliche Bedingungen an. Diese Veränderungen beschließt der Trägerverein gemeinsam, was wesentlich zum Erfolg des Heinrich Pesch Hauses beiträgt. Der Mannheimer Dekan Karl Jung, Domdekan Dr. Christoph Kohl, Pater Provinzial Johannes SiebnerSJ und Ludwigshafens Dekan Alban Meißner sind sich hinsichtlich der gemeinschaftlichen Gründung einig: "Das war eine weise Entscheidung!"
Pater Provinzial Johannes Siebner SJ: "Bildung ist das Top-Thema unserer Zeit und eine wertvolle Aufgabe". Er betrachtet es als besonders gewinnbringend, dass das HPH mit dem Jesuitenorden, dem Bistum und der Ortskirche vernetzt ist: "Da kann jeder von uns seine Themen und Kompetenzen einbringen." Seitens des Ordens seien das die Initiativen zur Persönlichkeitsbildung an den Schulen, die Spiritualität sowie die weltweite Präsenz und Flüchtlingsarbeit der Jesuiten. Was er heute bei einer Neugründung allerdings anders machen würde, sei die Vernetzung mit weiteren Partnern, "säkularen Partnern und anderen Religionen", präzisiert er.
Domdekan Dr. Christoph Kohl: "Für das Bistum Speyer ist das Heinrich Pesch Haus ein wichtiger Leuchtturm." Seine große Bedeutung sieht er darin, "dass Kirche durch das HPH in die Gesellschaft strahlt" und auch danach Ausschau hält, wo diese Strahlkraft besonders gebraucht wird. Das Bistum allein könne eine Einrichtung wie das HPH aus eigener Kraft nicht dauerhaft erhalten. Deshalb sei die finanzielle Unterstützung durch die Bistümer Speyer und Freiburg auch gut investiert. Er selbst sieht sich als Brückenbauer zwischen Bistum und HPH und schätzt die Vernetzung der Akteure: "Ich bin froh, dass der Jesuitenorden immer wieder großartiges Personal stellt!"
Dekan Alban Meißner: "Wenn wir wollen, dass Menschen in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen und Ehrenamtliche sich in der Kirche verstärkt engagieren, dann brauchen sie dafür Rüstzeug und entsprechende Bildung. Gerade kirchliche Institutionen sind hier in der Pflicht. Nicht nur in Entwicklungsländern gilt: ohne Bildung keine Entwicklung." Menschen mit geringer Bildung seien oft leichter zu manipulieren. Aber starke Persönlichkeiten könnten über den Tellerrand des Stammtisches hinausschauen und hätten eine andere Welt- und Wertesicht. Das sei heute wichtiger denn je. "Mit seinen Bildungsangeboten bündelt das HPH die wesentlichen Themen unserer Zeit und macht Kirche konkret".
Dekan Karl Jung: "Die klassische Bildungsarbeit in den Gemeinden ist ein Auslaufmodell", konstatiert Mannheims Dekan Karl Jung. Das liege an veränderten Interessen, aber auch an der stark zurückgehenden Zahl von Bildungsbeauftragten vor Ort. Die Großveranstaltungen und Tagungen, die das HPH organisiert, und die Sensibilität für aktuelle Themen in Kirche, Politik, Gesellschaft und ethischen Fragen - dafür genieße das HPH deutschlandweit große Anerkennung. Und auch wenn Mannheim zum Nachbarbistum Freiburg gehört: "Wir müssen aufhören, in Grenzen zu denken und zu handeln." Mannheim gehört zum Erzbistum Freiburg, "aber Speyer ist uns in vielerlei Hinsicht näher", betont er.
Für Ignatius v. Loyola ist die Gesellschaft Jesu wie auch die Kirche überhaupt darauf ausgerichtet, "den Seelen zu helfen". Seit der Ordensgründung engagieren sich Jesuiten daher vor allem in der Pastoral und in der Bildungsarbeit. Zum effektiveren Einsatz in der weltweiten Kirche stellte sich der Orden dem Papst zur Verfügung. Freiheit und Gehorsam gehören zum Wesenszug des Ordens. "Jesuitische Kirchlichkeit" ist von daher geprägt von der Gebundenheit an die konkrete Glaubensgemeinschaft, in der ich Jesus Christus heute begegne, aber auch von einer großen Freiheit, in welcher Form sich diese Bindung ausdrückt. Denn nach den Regeln zum "Fühlen mit der Kirche" ("Sentire cum ecclesia") am Ende des Exerzitienbuches lebt und wirkt der Geist Jesu zu allen Zeiten in der 'realexistierenden' Kirche mit ihren sündigen und heiligen Dimensionen. An erster Stelle steht die Dankbarkeit, und vor jeder Kritik sollte zunächst das Gute gelobt werden. Kritik in der Kirche muss mehr in konkrete Taten der Reform und Verbesserung gelegt werden als nur in Worte, und immer sollte die eigene persönliche Umkehr am Beginn stehen.
Bildung
Leben mit und Leben für andere ist nicht nur der zentrale Aspekt menschlicher Existenz, sondern öffnet zugleich auch einen Zugang zu Gott. Ziel jesuitischer Erziehung ist es, junge Menschen dahin zu führen, nicht im individuellen Erfolg allein ihre Erfüllung zu entdecken. Leben kann nur glücken, wenn andere Menschen Teil meines Lebens sind und werden. Dieser Zugang ist uns in besonderer Weise durch die Menschwerdung Gottes, durch das Leben und Wirken Jesu Christi eröffnet. Der Blick auf Jesus Christus will aber nicht von der Wirklichkeit ablenken, sondern vielmehr bereit machen, sich und die Umwelt aus dem Blickwinkel des Evangeliums zu betrachten, zu verstehen und zu verändern. Dazu sind Qualifikationen notwendig, die helfen, die Welt zu verstehen und den persönlichen Weg darin zu finden, aber auch das Einüben im Alltag und soziales Engagement.