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Magazin "Jesuiten" zum Thema Essen erschienen

Lieber Leserin, lieber Leser,

nicht nur einmal ist im Evangelium vom Essen die Rede. Im Gegensatz zum asketischen Johannes dem Täufer wird Jesus als „Fresser und Säufer“ bezeichnet – schmeicheln wollte man ihm damit aber nicht. Jesus selbst weist diese Zuschreibung nicht zurück, sondern wandelt Wasser zu Wein, isst mit Zöllnern und Sünderinnen und gibt sich als Auferstandener im Brechen des Brotes zu erkennen.

Mehr als 2000 Jahre später: Kochshows im Fernsehen, Rezeptkolumnen in der Wochenzeitung und inszenierte Bilder vom Essen auf dem Teller in den sozialen Medien stehen hoch im Kurs. Essen macht Freude und unterhält; nicht nur medial, sondern auch im alltäglichen Zusammenleben: beim gemeinsamen Kochen, beim Restaurantbesuch oder bei der bestellten Pizza am Abend. Essen stiftet Gemeinschaft und kann Brücken bauen – auch heute.

Was jemand isst oder nicht isst, zieht aber auch Grenzen und zeigt Unterschiede auf. Katholik*innen essen freitags traditionell kein Fleisch. Die Idee, den Donnerstag zum vegetarischen Tag in den Kantinen zu erklären, brachte den Grünen vor zehn Jahren in Deutschland einmal mehr den fragwürdigen Ruf einer Verbotspartei ein. Essen eignet sich als Identitätsmarker – auch davon erzählt schon die Bibel. Bertolt Brechts Dreigroschenoper hingegen scheint nicht mehr zu stimmen: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Diese markante Aussage ist in manchen Debatten umgekehrt worden zu „Erst kommt die Moral, dann das Essen.“ Essen ist politisch.

Für Ignatius von Loyola geht es im (geistlichen) Leben nicht zuerst ums Bewerten oder Verurteilen, sondern darum, die Dinge zu „verkosten“. Also sich nicht im Vielerlei zu verlieren, sondern die Wirklichkeit gelassen in den Blick zu nehmen und dort zu verweilen, wo man Geschmack findet.

Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zeigen die Autor*innen in dieser Ausgabe, dass Essen mehr ist als Essen. Ihre Texte heben verschiedene Aspekte hervor, die zum Essen gehören – mal regional, mal exotisch – und machen Appetit auf Vertiefung und eigene Reflexion. Dafür danken wir ihnen herzlich!

Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen

Manfred Grimm SJ und P. Dag Heinrichowski SJ

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