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Magazin "Jesuiten" zum toten Punkt der Kirche

Liebe Leserinnen und Leser,

„die Kirchen scheinen sich hier durch die Art ihrer historisch gewordenen Daseinsweise selbst im Weg zu stehen. Ich glaube, überall da, wo wir uns nicht freiwillig um des Lebens willen von der Lebensweise trennen, wird die geschehende Geschichte uns als richtender und zerstörender Blitz treffen. Das gilt sowohl für das persönliche Schicksal des einzelnen kirchlichen Menschen wie auch für die Institutionen und Brauchtümer. Wir sind trotz aller Richtigkeit und Rechtgläubigkeit an einem toten Punkt.“ – Schonungslos analysierte der Jesuit P. Alfred Delp in seiner politischen Haft 1944/1945 „das Schicksal der Kirchen“: „2000 Jahre Geschichte sind nicht nur Segen und Empfehlungen, sondern auch Last und schwere Hemmung.“

2023 scheint – mindestens in Deutschland – die Kirche unbestreitbar am toten Punkt angekommen zu sein. Die Krise hierzulande strahlt auf Österreich und die Schweiz aus, auch wenn Konflikte in diesen Ländern traditionell anders ausgetragen werden. Die römische Leitung glaubt noch an die deutsche Sondersituation und warnt vor einem Sonderweg und einer Kirchenspaltung. Aus der Sicht der allermeisten Menschen sieht die Situation dagegen so aus: Der „richtende Blitz“ hat längst eingeschlagen; das Dach brennt, aber Teile des Klerus in Rom und der Weltkirche scheinen immer noch auf Zeit spielen zu wollen.

In dieser Ausgabe wollen wir unterschiedlichen Perspektiven auf den „toten Punkt“ Raum geben. Aber wir wollen den toten Punkt auch als das beleuchten, was er geistlich gesehen ist: Die Chance auf einen Neubeginn.

„Die“ Kirche wird oft als anmaßend empfunden, wo sie getrieben wirkt vom Rechthaben, der Sorge um Einfluss, um Nachwuchs und die eigene Reputation. Die Kirche ist aber nicht Ziel und Ende, so schreibt Delp, sondern Sakrament, also Mittel! Und unsere Gemeinschaft ist auch heute höchst lebendig und wirksam, wo sie von Menschen verkörpert wird, denen es glaubhaft nur um eines geht: im Namen Gottes zu helfen und zu heilen. Geben wir also dem Aufgeben keinen Raum. Krempeln wir die Ärmel hoch! Unsere Zeit verdient eine Kirche, die aufsteht und lebt.

Viel Freude beim Lesen!

Ihre Fabian Retschke SJ, Matthias Rugel SJ, P. Johann Spermann SJ, P. Tobias Zimmermann SJ

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