• Eindrücke vom internationalen Treffen der Prokuratoren in Loyola
  • P. Thomas Hollweck SJ, Prokurator der Jesuiten in Zentraleuropa
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Bild 1: Fotos: © Curia Generalizia della Compagnia di Gesù

"Ehrliche und klare Eindrücke aus der ganzen Welt"

Schon Ende 2021, also kurz nach der Gründung der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten, wurde Novizenmeister Pater Thomas Hollweck SJ (56) zum sogenannten „Prokurator“ gewählt. Er vertrat die Provinz bei der weltweiten 71. Prokuratorenkongregation vom 5. bis 21. Mai 2023 in Loyola (Spanien). Vor seiner Abreise haben wir ihn gefragt: Was macht ein Prokurator? Und...

...was ist eine Prokuratorenkongregation?

P. Hollweck: Das Wort hört sich schon etwas speziell an. In gewisser Weise ist es das auch. Alle vier Jahre (gezählt ab der letzten General-Kongregation) findet eine solche Prokuratorenkongregation statt, die diesmal wegen der weltweiten Corona-Pandemie verschoben wurde. Jede Jesuitenprovinz entsendet einen gewählten Vertreter. Das sind fast 70 Jesuiten aus allen Kontinenten. Diese bilden zusammen mit dem Generaloberen und seinen Assistenten und Beratern die Prokuratorenkongregation, die diesmal in Loyola tagt, also am Geburtsort unseres Ordensgründers Ignatius.

Was ist ihre Aufgabe?

Im Unterschied zu einer Generalkongregation hat sie keine gesetzgebende Funktion. Sie hat nur drei besondere Aufgaben. Die greifbarste Aufgabe ist die Abstimmung darüber, ob eine Generalkongregation einberufen werden soll oder nicht. Eine Generalkongregation findet nur unregelmäßig und aus besonderem Anlass statt. Sie ist das höchste gesetzgebende Organ des Jesuitenordens und in der Regel mit einem enormen Reflexionsprozess und Zeitaufwand verbunden.

Und die anderen Aufgaben?

Das Treffen beginnt mit einer Woche Exerzitien, also einer Zeit der Stille und des Gebets für die Teilnehmer. Mit dieser Vorbereitung geht es dann in die Beratungen. Gemeinsam mit dem Generaloberen, Pater Arturo Sosa, werden wir uns mit der aktuellen Situation und den Herausforderungen des Ordens befassen, vor allem mit Blick auf das weltweite Apostolat. Außerdem, und das ist dann die dritte Aufgabe, hat der Generalobere im Vorfeld zwei Themen benannt, über die er mit uns sprechen möchte: zum einen über die vier weltweiten apostolischen Präferenzen, also die spirituelle Dimension, den Einsatz für die Armen, unser Engagement für die jungen Menschen und über das, was wir für unsere Schöpfung tun, damit diese Erde für alle Menschen ein lebbarer Lebensraum sein, bleiben und wieder werden kann. Zum anderen geht es speziell um die Jugendarbeit und Berufungspastoral im Orden, also irgendwie um die Zukunft des Ordens überhaupt.

Die für mich schwierige Aufgabe war, dass ich bis Dezember 2022 einen Bericht an den Generaloberen in Rom schicken musste mit wesentlichen Eindrücken aus unserer Zentraleuropäischen Provinz. Das viele Gehörte so zu bündeln, dass man möglichst allen und allem gerecht wird, fand ich durchaus schwierig.

Und was haben sie dem Generaloberen geschrieben?

Der Bericht geht letztlich tatsächlich nur an den Generaloberen und seine unmittelbaren Assistenten. Die wollen ehrliche und klare Eindrücke aus der ganzen Welt gewinnen und gehen damit hinein in die Beratungen auf der Prokuratorenkongregation. Der offene und ungeschminkte Austausch scheint mir die Dynamik dieses Treffens auszumachen und die Chance, die drinnen steckt.

Könnten Sie konkreter werden und verraten, was Sie geschrieben haben?

Vielleicht zumindest ein paar Andeutungen. Seit zwei Jahren sind wir jetzt als Zentraleuropäische Provinz unterwegs. Ich glaube, da sind wir gut auf dem Weg. Die vier apostolischen Präferenzen werden immer bewusster aufgenommen, scheint mir. Das ist gut und hat etwas mit unserer Vision für die nächsten Jahre zu tun – für Jesuiten und für alle, mit denen wir auf dem Weg sein dürfen. Allerdings beschäftigt mich schon die Frage, wie wir als Jesuiten leben und uns in Kirche und Welt einbringen und was wir ausstrahlen, sodass sich uns noch ein paar junge Menschen anschließen und da mitmachen wollen. Ich würde dafür gerne Werbung machen. Ich glaube, es lohnt sich.

Interview: P. Martin Stark SJ

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