• Die „Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens kam im Jahr 1642 in Kölner Kirche Sankt Peter.
  • Die „Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens kam im Jahr 1642 in Kölner Kirche Sankt Peter.
  • Feier des Abendmahles am Gründonnerstag in Sankt Peter.
  • Eine zeitgenössische Krippe in der spätgotischen Kirche, die von 1513 bis 1525 erbaut wurde.
  • Pater Stephan Kessler SJ ist seit 2017 Pfarrer in Sankt Peter und Leiter der Kunst-Station.
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Der unerwartete Klang der Gegenwart

Die Kunst-Station Sankt Peter in Köln ist ein Ort des Dialogs zwischen Kunst, zeitgenössischer Musik, Architektur und Religion. Pater Stephan Kessler SJ, seit 2017 Pfarrer und Leiter der Kunst-Station, beschreibt die Spannung zwischen Kirche und Jetzt.

Einerseits ist Sankt Peter eine gewöhnliche Pfarrei. Im Kranz bedeutender Kölner Kirchenbauten stellt die romanisch-spätgotische Pfarrkirche auf römischen Fundamenten andererseits jedoch einen außergewöhnlichen Ort dar. Der weitgehend leer geräumte Kirchenraum wird durch ein konsequent zeitgenössisches Programm geprägt: In Kunst, Musik und Liturgie geht es um Gegenwärtigkeit, um Avantgarde, um das Jetzt. Als Kunst-Station genießt diese Kirche der Jesuiten in Köln eine überregionale Ausstrahlung und internationale Anerkennung. 

Kein Trost in gestrigen Milieus

Angefangen hat alles mit der Ankunft eines bedeutenden Spätwerks von Peter Paul Rubens. Im Jahr 1642 kommt das imposante Gemälde der Kreuzigung Petri nach Köln. Es ist das erste ‚moderne‘ Bild in der Stadt und atmet eine ungeheure Gegenwärtigkeit, es fasziniert und es irritiert. Die Patres Alois Schuh und Friedhelm Mennekes u.a. haben im 20. Jahrhundert den Impuls der Aktualität je neu aufgegriffen. Sie haben die Kirche für Gegenwartskultur geöffnet und bewusst der Moderne ausgesetzt. Die Kunst-Station Sankt Peter Köln bietet mit einer Geste des Willkommens voraussetzungslos und gastfrei abstrakter Kunst und experimenteller Neuer Musik den Kirchenraum an. Eine Begründung für dieses ausdrücklich zeitgenössische Profil findet man in der Bibel. Dreh- und Angelpunkt biblischer Verkündigung ist die Präsenz eines Gottes, der sich immer als der Gegenwärtige erweist (Exodus 3,14). Im Sinn ignatianischer Spiritualität sucht Sankt Peter nicht Trost in gestrigen Milieus, sondern möchte mit der künstlerischen und seelsorglichen Arbeit die Gegenwart des Heiles im Jetzt spürbar machen: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“ (Lukas 4,21). Wenn die Dynamik der Verheutigung des 2. Vaticanums ernst genommen wird, ist sie provozierend und unberechenbar. Sie stellt in Frage und ruft heraus, auch aus frommen Gewohnheiten. Dieser Herausforderung, dass sich Gottes Zusage nur im Heute erfüllt, stellt sich diese besondere Kirchengemeinde im Kölner Erzbistum. 

Autor:

Stephan Kessler SJ

Pater Stephan Kessler SJ ist in der saarländischen Gemeinde Schwalbach aufgewachsen. Mit 27 Jahren trat er in die Gesellschaft Jesu ein: Noviziat in Nürnberg, Philosophie in München, theologische Aufbaustudien in Innsbruck. Nach Promotion mit einer Arbeit im Bereich antiker christlicher Literatur und der Weihe zum Priester folgten Einsätze in der Jugendpastoral und in der Wissenschaft. Ab 2001 in der Ausbildung, zuerst ordensintern als Ausbildungspräfekt und von 2005 bis 2016 als Regens des überdiözesanen Priesterseminars Sankt Georgen und Dozent der dortigen Hochschule in Frankfurt am Main. Seit 2017 leitet er die Kunst-Station Sankt Peter Köln als Pfarrer und ist der Obere der Kölner Jesuitenkommunität Peter-Faber-Haus

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