Die Kunst-Station Sankt Peter in Köln ist ein Ort des Dialogs zwischen Kunst, zeitgenössischer Musik, Architektur und Religion. Pater Stephan Kessler SJ, seit 2017 Pfarrer und Leiter der Kunst-Station, beschreibt die Spannung zwischen Kirche und Jetzt.
Einerseits ist Sankt Peter eine gewöhnliche Pfarrei. Im Kranz bedeutender Kölner Kirchenbauten stellt die romanisch-spätgotische Pfarrkirche auf römischen Fundamenten andererseits jedoch einen außergewöhnlichen Ort dar. Der weitgehend leer geräumte Kirchenraum wird durch ein konsequent zeitgenössisches Programm geprägt: In Kunst, Musik und Liturgie geht es um Gegenwärtigkeit, um Avantgarde, um das Jetzt. Als Kunst-Station genießt diese Kirche der Jesuiten in Köln eine überregionale Ausstrahlung und internationale Anerkennung.
Kein Trost in gestrigen Milieus
Angefangen hat alles mit der Ankunft eines bedeutenden Spätwerks von Peter Paul Rubens. Im Jahr 1642 kommt das imposante Gemälde der Kreuzigung Petri nach Köln. Es ist das erste ‚moderne‘ Bild in der Stadt und atmet eine ungeheure Gegenwärtigkeit, es fasziniert und es irritiert. Die Patres Alois Schuh und Friedhelm Mennekes u.a. haben im 20. Jahrhundert den Impuls der Aktualität je neu aufgegriffen. Sie haben die Kirche für Gegenwartskultur geöffnet und bewusst der Moderne ausgesetzt. Die Kunst-Station Sankt Peter Köln bietet mit einer Geste des Willkommens voraussetzungslos und gastfrei abstrakter Kunst und experimenteller Neuer Musik den Kirchenraum an. Eine Begründung für dieses ausdrücklich zeitgenössische Profil findet man in der Bibel. Dreh- und Angelpunkt biblischer Verkündigung ist die Präsenz eines Gottes, der sich immer als der Gegenwärtige erweist (Exodus 3,14). Im Sinn ignatianischer Spiritualität sucht Sankt Peter nicht Trost in gestrigen Milieus, sondern möchte mit der künstlerischen und seelsorglichen Arbeit die Gegenwart des Heiles im Jetzt spürbar machen: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“ (Lukas 4,21). Wenn die Dynamik der Verheutigung des 2. Vaticanums ernst genommen wird, ist sie provozierend und unberechenbar. Sie stellt in Frage und ruft heraus, auch aus frommen Gewohnheiten. Dieser Herausforderung, dass sich Gottes Zusage nur im Heute erfüllt, stellt sich diese besondere Kirchengemeinde im Kölner Erzbistum.