Als einen Weg in die Freiheit hat P. General Arturo Sosa SJ die Ignatianische Spiritualität bezeichnet. Ignatius von Loyola, der vor 500 Jahren in der Schlacht von Pamplona verwundet worden war, sei mit seinem zertrümmerten Bein „zum Pilger und Wegbereiter zur wahren Freiheit“ geworden. Er befreite sich von den Erwartungen seiner Familie und des königlichen Hofes und entdeckte nach seiner Bekehrung auf dem Krankenbett das Wesen der Freiheit: „die Liebe, die zur Hingabe des eigenen Lebens führt, damit andere das Leben haben“. In der Nachfolge Jesu Christi habe Ignatius mit anderen Weggefährten die Gesellschaft Jesu gegründet, „um am Marsch der Menschheit zum Leben in Freiheit mitzuwirken“.
Die langanhaltenden Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie hätten die Sehnsucht nach Freiheit wiederbelebt, sagte P. Sosa bei der Vorstellung eines Buches mit dem Titel: "En camino con Ignacio". Das Buch entstand in Interviews mit dem spanischen Journalisten Darìo Menor und erscheint ebenfalls in Englisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Niederländisch und auch Tamil, Vietnamesisch und Arabisch. Es soll eine Art Werkzeugbuch für das „Ignatianischen Jahr“ sein, das am 20. Mai 2021, dem 500. Jahrestag der Verwundung des Ordensgründers, beginnt und bis zum Ignatiusfest am 31. Juli 2022 dauert.
„Als Gesellschaft Jesu wollen wir unsere Verpflichtung erneuern, zusammen mit der Kirche und mit so vielen anderen Menschen verschiedener Kulturen, Glaubensrichtungen und geographischer Standorte den Weg der Befreiung zu gehen.“ Auch die Kirche versuche als Volk Gottes auf einem synodalen Weg zu wachsen.
Der Jesuitenorden sei mit vielen anderen Menschen unterwegs und arbeite mit ihnen in einer Sendung der Versöhnung und Gerechtigkeit zusammen. „Wir gehen mit den Ausgestoßenen der Welt, begleitet von jungen Menschen, sensibel für die Verschlechterung der Umwelt und ermutigend für eine bessere Pflege des gemeinsamen Hauses. Wir gehen und zeigen den Weg zu Gott durch Unterscheidung und die Geistlichen Übungen, die wir von Ignatius von Loyola geerbt haben.“
In Buch spricht der 30. Nachfolger des Hl. Ignatius im Amt des Generaloberen der Gesellschaft Jesu auch über die aktuellen Herausforderungen der katholischen Kirche und seine Beziehung zu Papst Franziskus, dessen Pontifikat nicht verstanden werden könne, ohne seine tiefe jesuitische Prägung zu berücksichtigen. „Papst Franziskus und ich haben eine sehr herzliche brüderliche Beziehung“, äußert sich P. Sosa in dem Buch. „Er versucht nicht, sich in die Angelegenheiten der Gesellschaft einzumischen.“ Weder er noch die Ordensleitung versuchten auszunutzen, dass es einen Jesuiten als Bischof von Rom gebe. „Wir sehen uns nicht allzu oft oder mit einer bestimmten Regelmäßigkeit.“ Die Wahl von Papst Franziskus 2013 sei für den Orden eine große Überraschung gewesen. „Als seine Ernennung bekannt gegeben wurde, gab es eine gewisse Unsicherheit darüber, wie die Beziehung zur Gesellschaft Jesu für einen Jesuiten-Papst sein würde, der schon lange Bischof war.“ Bergoglio selbst hätte diese Spannung durchbrochen, als er sich telefonisch bei dem damaligen Ordensgeneral gemeldet und ihn zu einem Treffen eingeladen habe. „Wir haben den Eindruck, dass der Heilige Vater sich zu Hause fühlt, wenn er in unsere Kurie kommt, was mindestens einmal im Jahr geschieht, um mit uns im Juli am Fest des Heiligen Ignatius zu Mittag zu essen.“