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Jesuit Volunteers: Im Einsatz für Gerechtigkeit

Als Jesuit Volunteers waren Hugo und Klemens im Einsatz für Geflüchtete. Beide verbrachten ein Jahr in der bosnischen Grenzstadt Bihac. Dort wurden sie Zeugen menschlicher Tragödien, aber erfuhren ebenso Dankbarkeit und Herzlichkeit.

Fast dreimal so viele Menschen wie noch im Vorjahr sind 2022 über die „westliche Balkanroute“ in die Europäische Union geflüchtet, mit insgesamt 86.000 registrierten „irregulären Grenzübertretungen“ und zahlreichen Meldungen über – mitunter gewaltsame – „Pushbacks“ durch den Grenzschutz, vor allem an der kroatischen EU-Außengrenze. Zwei junge Jesuit Volunteers, Hugo Dobis aus Deutschland und Klemens Danner aus Österreich, haben von September 2022 bis August 2023 als Freiwillige im Team des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) in Bosnien-Herzegowina verbracht und das Phänomen der Migration hautnah erlebt.

Welche Erlebnisse und Begegnungen fandet ihr während eures Einsatzes am beeindruckendsten?

Hugo: Insgesamt ist es die Herzlichkeit der Menschen. Ich erinnere mich zum Beispiel an die Dankbarkeit eines einheimischen älteren Ehepaars, dem wir Non-Food-Artikel vorbeigebracht haben. Für uns war das nur eine Fahrt mit dem Auto, aber die beiden haben uns zum Tee und zum Essen eingeladen.

Klemens: Auf unseren „Outreach“-Fahrten besuchten wir Geflüchtete, die in verlassenen, abbruchreifen Häusern auf Gelegenheiten warten, die nahe kroatische Grenze zu überqueren. Einmal trafen wir in einem der Häuser nur einen einzigen Mann an, alle anderen hatten sich auf den Weg gemacht. Dann kamen auf einmal fast 30 Menschen zurück zum Haus, darunter fünf, sechs Kinder um die sechs Jahre alt. Die Erwachsenen berichteten, wie sie von der kroatischen Grenzpolizei zurückgedrängt wurden, dabei haben die Beamten in die Luft geschossen und Hunde losgelassen. Diesen Tag werde ich nicht vergessen.

Was waren die größten Herausforderungen eures Einsatzes?

Hugo: Für mich persönlich waren das die Herausforderungen der Arbeitswelt an sich, das Handeln und Flexibel sein. Ich habe eine Sehbehinderung und bin dadurch zu 95 Prozent eingeschränkt. Die Infrastruktur in Bosnien-Herzegowina ist nicht mit der in Deutschland zu vergleichen, doch ich wollte diesen Schritt gehen und habe ihn nicht bereut.

Klemens: Wir haben Kleidung an Geflüchtete verteilt. Einmal sahen wir uns 80 Menschen gegenüber, hatten aber nur 40 Paar Schuhe dabei. Zu selektieren, wer wirklich bedürftig ist und die Schuhe benötigt, empfand ich als sehr herausfordernd.

Hat der Einsatz euren Blick auf die Welt verändert?

Hugo: Mich haben die 12 Monate verändert. Am Anfang war die Kommunikation schwierig, aber ich habe gelernt, dass es am wichtigsten ist, einfach ein aufmerksamer Zuhörer zu sein. Außerdem erscheinen mir viele der Probleme, über die wir in Deutschland klagen, klein und unwichtig im Vergleich zu den Schicksalen der geflüchteten Menschen, die wir hier kennenlernen.

Klemens: Ich habe erlebt, wie Menschen Unrecht erfahren, etwa beim Vorgehen der Grenzschutzpolizei. Ich bin davon überzeugt, dass man handeln muss angesichts solcher Vorfälle, was sich allerdings oft als schwierig herausstellt. Selbst große Organisationen wie Human Rights Watch haben mit ihren Berichten leider nicht viel bewirken können. Trotzdem gilt es immer dranzubleiben und zu hoffen, dass sich langsam etwas verändert. Viele große Probleme lassen sich leider nicht von heute auf morgen beheben.

Wie seid ihr persönlich gewachsen? Was nehmt ihr mit für eure Zukunft?

Hugo: Mich hat der Einsatz darin bestätigt, den Weg zu gehen, den ich eingeschlagen habe. Meinen Plan, Soziale Arbeit zu studieren, habe ich nun im Anschluss an den Freiwilligendienst umgesetzt und ich möchte danach im Bereich Migration arbeiten. Auch Bosnien werde ich wieder besuchen.

Klemens: Mich beeindrucken der Mut und die Zielstrebigkeit der Geflüchteten. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien oder aus afrikanischen Ländern. Viele wurden zehn Mal oder häufiger beim Versuch, nach Europa zu gelangen, abgeschoben, aber versuchen es wieder und wieder. Dafür bewundere ich sie, das nehme ich mit, ebenso die Solidarität vieler Einheimischer, die die Jahre des Bürgerkriegs im eigenen Land nicht vergessen haben, mit den Geflüchteten.

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