• Internatsschule in der Stadt Regina, Provinz Saskatchewan (1908).
  • Indigene Kinder in einer Internatsschule in Fort Resolution (Nordwestkanada)..
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Kanadas Jesuiten rufen zu nationaler Versöhnung mit Indigenen auf

Montreal - Jesuiten und 20 andere katholische Ordensgemeinschaften drängen die Kanadische Bischofskonferenz, "klare und mutige Führung" bei der Entwicklung eines nationalen katholischen Versöhnungsplans mit der indigenen Bevölkerung des Landes zu zeigen. „Wir glauben, dass eine Entschuldigung der Kanadischen Konferenz der Katholischen Bischöfe und ein Besuch des Papstes, der sich für die Rolle der Katholischen Kirche bei den Internatsschulen und der Kolonialisierung zu entschuldigen soll, sehr hilfreich wäre, um Gerechtigkeit und Versöhnung mit den indigenen Gemeinden Kanadas zu erreichen“, teilten die Jesuiten mit.

„Tausende indigener Kinder haben den Weg zu ihrem Schöpfer in der Ewigkeit vollendet“, erklärte der kanadische Jesuitenprovinzial P. Erik Oland SJ. „Sie sprechen jetzt in diesem tragischen und verheißungsvollen Moment zu uns aus ihren anonymen Gräbern. Hören wir zu? Werden wir auf ihre Stimmen hören? Eine Entschuldigung ist ein Risiko, die Archive zu öffnen ist ein Risiko, sich zu verpflichten, Programme zu entwickeln ist ein Risiko, aber was noch wichtiger ist, sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu wahrer Heilung und gerechten Beziehungen."

Nach den Gräberfunden mit den sterblichen Überresten von rund 1.000 indigener Kinder in der Nähe verschiedener ehemaliger Umerziehungsheime, bricht sich in Kanada in den letzten Tagen die Wut über die Behandlung der indigenen Bevölkerung Bahn. Seit den ersten Entdeckungen der Massengräber gingen in Kanada bereits acht katholische Kirchen in Flammen auf.

Woran die etwa 1.000 Kinder starben, deren sterbliche Überreste in den vergangenen Wochen in Gräbern auf Grundstücken ehemaliger kirchlicher Internate entdeckt wurden, muss noch genau untersucht werden. Die katholischen Bischöfe Kanadas hatten bislang abgewartet und wollten zunächst die Fakten geklärt wissen. In der kanadischen Provinz Saskatchewan starteten die Bischöfe einen Spendenaufruf für die Nachfahren der indigenen Bevölkerung.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind mehr als 150.000 Kinder von Indigenen von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt worden, um in staatlich-kirchlichen Heimen an die weiße Mehrheitsgesellschaft angepasst zu werden. Viele von ihnen sind in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht worden. Mindestens 4.000 von ihnen sollen in den Schulen gestorben sein. Viele an Tuberkulose oder anderen Krankheiten, aber auch an den Misshandlungen von meist geistlichen Aufsehern. Die letzten dieser Schulen sind erst in den 1990er Jahren geschlossen worden. In Spanish (Ontario) betrieben auch Jesuiten eine solche Internatsschule.

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