Manche Verbrechen haben eine geschichtliche Dimension. Das trifft für die Ermordung von sechs Jesuiten und zwei Frauen am 16. November 1989 in San Salvador gleich in mehrfacher Hinsicht zu. Wenige Tage zuvor war in Berlin die Mauer gefallen – der Anfang vom Ende des Kalten Krieges. Doch in El Salvador wurde der 1980 ausgebrochene Bürgerkrieg noch einmal richtig heiß. Er war auch ein Stellvertreterkrieg im Ost-West-Konflikt. Die linksgerichtete Guerilla führte seit dem 11. November eine landesweite Militäroffensive und hielt ein Drittel der Hauptstadt San Salvador besetzt. Die Armee fühlte sich mit dem Rücken zur Wand und bombardierte rücksichtslos ganze Stadtviertel.
Am Abend des 15. November versammelte sich die gesamte Armeeführung und beschloss, sich die angeblichen „Köpfe“ der Aufständischen vorzunehmen. Ein Spezialkommando wurde in die Zentralamerikanische Universität José Simeón Cañas (UCA) der Jesuiten geschickt. Die Soldaten zerrten die Patres aus ihrer Wohnung, zwangen sie mit dem Gesicht nach unten ins Gras zu liegen und erschossen sie aus nächster Nähe. Neben Ignacio Ellacuría, dem Rektor der Universität, waren es Segundo Montes, Ignacio Martín-Baró, Amando López, Juan Ramón Moreno und Joaquín López y López. Die Köchin Elba Ramos und ihre Tochter Celina mussten sterben, weil den Soldaten befohlen worden war, keine Zeugen des Massakers übrigzulassen.
Die aus den Schädeln gequollene Hirnmasse der Universitätsprofessoren wurde zum makabren Symbol: Hier sollte Geist getötet werden. Hier glaubten die Täter und ihre Hintermänner einmal mehr, mit Personen auch deren mißliebe Ideen aus der Welt schaffen zu können.