• Am 30. Juli traf sich Papst Franziskus mit 28 polnischen Jesuiten in Krakau.
  • Der Papst begrüßt P. Antonio Spadaro SJ.
  • P. Waldemar Los SJ überreicht dem Papst ein MAGIS-Shirt
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Papst: Unterscheiden lehren ist Aufgabe der Jesuiten

Rom - Papst Franziskus möchte, dass in der Kirche die Fähigkeit der geistlichen Unterscheidung wächst und sieht darin eine wichtige Aufgabe für Jesuiten. In einem Gespräch mit polnischen Jesuiten am Rande des Weltjugendtags am 30. Juli in Krakau, das die römische Jesuitenzeitschrift "Civilta Cattolica" jetzt mit ausdrücklicher päpstlicher Erlaubnis veröffentlichte, sagte der Papst, dass Priester die "Graustufen" besser unterscheiden lernen müssten. Manche geistliche Ausbildungsordnungen vermittelten "allzu klare und abgegrenzte Vorstellungen". Die künftigen Seelsorger bekämen so beigebracht, nach starren Grenzen und Kriterien und ohne Rücksicht auf konkrete Situationen zu urteilen. Es brauche aber die Fähigkeit zu einer "seelsorglichen Unterscheidung, die zwar das Recht respektiert, aber nicht dabei stehenbleibt". Viele Gläubige seien von Beichtvätern enttäuscht, "nicht weil der Priester schlecht ist, sondern weil er keine Fähigkeit zur Unterscheidung der Situationen besitzt", sagte der Papst. Die Ursache dafür liege in einer fehlenden Ausbildung. Im Leben sei nicht alles Schwarzweiß; stattdessen überwögen die Graustufen, so Franziskus. "Also muss man lehren, in diesem Grau zu unterscheiden."

 

Der Papst bat die Jesuiten daher, in der Priesterausbildung zu arbeiten, und erinnerte sie daran, dass der Ordensgründer Ignatius von Loyola ein Meister der Kunst der geistlichen Unterscheidung gewesen sei. Im Licht der Exerzitien müssten Priester in der Dynamik der pastoralen Unterscheidung ausgebildet werden. "Dies ist eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft Jesu", so der Papst. Dabei zitierte er den deutschen Jesuiten Hugo Rahner, der sich intensiv mit der Entstehung der ignatianischen Spiritualität beschäftigt habe und der den Jesuiten als einen Menschen mit einem Gespür für das Übernatürliche bezeichnet habe. "Das heißt, ihm muss ein Sinn des Göttlichen und des teuflischen Zusammenhangs in den Ereignissen des menschlichen Lebens und der Geschichte gegeben sein. Ein Jesuit muss in der Lage sein zwischen dem Feld Gottes und dem Feld des Teufels zu unterscheiden."

 

Bei der Begegnung gestand Franziskus auch, als Student mit dem Dominikanerorden geliebäugelt zu haben. An den Dominikanern habe ihm das intellektuelle Leben gefallen. Zudem sei sein damaliger Beichtvater "antijesuitisch" eingestellt gewesen. Erst nachdem er im Zuge eines Krankenhausaufenthalts den Geistlichen gewechselt habe, sei sein Entschluss zugunsten der Jesuiten gefallen. Ironischerweise jedoch habe der jesuitenkritische Priester ihm später den Tonsur-Schnitt verpasst, der damals bei den niederen Weihen üblich war. Die Entscheidung für den Jesuitenorden, resümierte Franziskus, sei jedenfalls "von allein gereift". Der heutige Papst, geboren 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires, trat 1958 in den Jesuitenorden ein; 1969 wurde er Priester.

 

Das ganze Interview (in Italienisch) ist zu finden unter: www.laciviltacattolica.it

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